Post mischt Paketparadies Türkei auf

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Post Tuerkei(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Mit österreichischem Know-how soll der zweitgrößte Paketlogistiker Aras Kargo in wenigen Jahren Marktführer werden. Der Onlinehandel treibt auch am Bosporus das Geschäft.

Istanbul/Wien. 76 Millionen Einwohner, ein Durchschnittsalter von 27 Jahren, ein für heuer prognostiziertes Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent und ein mit steigendem Wohlstand zweistellig wachsender Onlinehandel: In der Türkei geht die Post ab. Diese Chance auf gute Geschäfte zwischen Bosporus und Kaukasus will sich die Österreichische Post nicht entgehen lassen und hat beim zweitgrößten Logistiker Aras Kargo zugeschlagen.

Die 49 Mio. Euro, die die Post für 25 Prozent zahlt – bis 2016 können die Österreicher auf 75 Prozent aufstocken –, sind für Post-General Georg Pölzl gut investiert. „Die Türkei hat enormes Wachstumspotenzial, mehr als alle westeuropäischen Staaten“, sagte er bei einer Stippvisite in Istanbul. Die Türkei könnte mittelfristig ein Sprungbrett in die Nachbarstaaten werden. Das Land passe jedenfalls perfekt in die Expansionsstrategie der teilstaatlichen Post, die bereits 13 Auslandsbeteiligungen hat: von Deutschland (der Kühllogistik-Spezialist Trans-O-Flex ist die bisher größte Investition) über Slowenien, die Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Serbien bis Montenegro.

Aras ist die Nummer zwei auf dem türkischen Paketmarkt mit einem Marktanteil von rund 26Prozent. „Wir sind Marktführer Yurtici, an dem die DPD 25 Prozent hält, dicht auf den Fersen“, sagte der für die Paketsparte verantwortliche Post-Vorstand Peter Umundum. 2016 soll Aras Marktführer sein. Das sei realistisch, denn Aras wachse schneller als die Konkurrenz. Schub soll für die Firma, die heuer 600Mio. Lira (222 Mio. Euro) Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 60 Mio. Lira erwartet, vom Know-how der Post kommen.

Dabei geht es um moderne Sortiertechniken zur Effizienzsteigerung und neue Services, wie etwa Selbstbedienungspaketboxen. Das türkische Management wird durch Finanzvorstand Stefan Heiglauer verstärkt. Auch die Post, deren Aktie zu den heimischen Bluechips zählt, kann lernen: In der 16-Mio.-Einwohner-Metropole Istanbul gibt es Postleitzahlen, aber niemand verwendet sie. Am Samstag ist in den Filialen besonders viel los, wenn die Soldaten Ausgang haben und ihre Packerln abholen.

Enormes Aufholpotenzial

Konzernchefin Evrim Aras, die neben der Paketfirma auch eine Bau-, eine Catering- und eine Treibstofffirma besitzt, kündigt für 2014 Investitionen von 100 Mio. Lira an. Aras betreibt derzeit selbst oder mit Partnern 844 Filialen mit rund 9600 Mitarbeitern. 2600 Autos legen täglich 2000 Kilometer zurück.

Treiber des Paketgeschäfts ist wie in Europa auch in der Türkei der Onlinehandel. Wobei allein die Größe des Landes für überdurchschnittliche Zuwächse sorgt. Dogans hepsiburada.com, das führende Onlineportal, verkauft über eine Million Artikel pro Monat.

Aber auch im klassischen Paketgeschäft ist viel drin. Während etwa in Deutschland mit Paketdiensten jährlich 116 Euro pro Einwohner umgesetzt werden, sind es in Österreich 69 Euro und in der Türkei erst elf Euro. Eine weitere aussagekräftige Zahl: Im Miniland Österreich befördert die Post jährlich rund 70 Millionen Pakete, Aras derzeit 46 Millionen. Der 1,5 Mrd. Euro schwere türkische Paketmarkt wächst jährlich um 13 Prozent.

Dass die etwas instabile politische Lage den Plänen der Österreicher, die vier Jahre lang über den Einstieg bei Aras verhandelt haben, einen Strich durch die Rechnung machen könnte, glaubt Pölzl nicht. Denn die türkische Wirtschaft habe sich auch in der jüngsten Vergangenheit unabhängig von politischen Turbulenzen extrem gut entwickelt. (eid)

Die Autorin war auf Einladung von Aras Kargo und der Post in Istanbul.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2013)

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