Lopatka, der schwarze Taktiker, der sich und andere quält

Reinhold Lopatka
Reinhold LopatkaDie Presse
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Der ÖVP-Staatssekretär im Außenamt ist ein harter Verhandler mit einem langen Atem.

Wien. Er besitzt Ausdauer und Flexibilität. Beides wird Reinhold Lopatka bei den bevorstehenden Regierungsverhandlungen der ÖVP mit der SPÖ brauchen können. Für Vizekanzler und ÖVP-Chef Michael Spindelegger soll sein derzeitiger Staatssekretär im Außenministerium dabei politischer Koordinator sein. Der 53-jährige Steirer wird als Taktiker geschätzt.

Erfahrung hat der Jurist und Theologe genug, immerhin ist er mehr als sein halbes Leben politisch tätig. Aktiv war der wie Spindelegger katholisch geprägte Lopatka schon von der Schulzeit an – als Schulsprecher, dann Studentenvertreter. Von einem längeren Studienaufenthalt rühren seine Russischkenntnisse her.

Wendigkeit und Ausdauer hat Lopatka in den vergangenen Jahren auch bei seiner eigenen politischen Karriere gezeigt. Innerhalb von nicht einmal sieben Jahren fand er drei Mal als Staatssekretär in ganz unterschiedlichen Bereichen einen Platz in der Bundesregierung. Das Amt als Sportstaatssekretär war ab 2007 der Dank für seine Dienste als ÖVP-Generalsekretär unter Wolfgang Schüssel, Ende 2008 wurde er Finanzstaatssekretär. Nach einer Durststrecke 2011 als Nationalratsabgeordneter war seine Rückkehr im September 2012 als Staatssekretär im Außenamt eine Art Friedensangebot von ÖVP-Chef Michael Spindelegger an die unzufriedene steirische ÖVP.

„Ideal für die zweite Reihe“

Der „ideale Mann für die zweite Reihe“, heißt es in der ÖVP. Jedenfalls ist der Fußballfan ein politischer Vollprofi, der sich mit Fleiß in eine neue Aufgabe verbeißt. Nicht selten ist er mit einem Stapel an Unterlagen zu sehen, in ruhigen Stunden widmet er sich Akten. Seine Leidenschaft für den Marathonlauf ist seit Jahren bekannt. „Reinhold läuft nicht nur Marathon, er arbeitet auch wie ein Marathonmann“, wird ihm vom steirischen ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer bescheinigt.

Der Marathonmann quält aber nicht nur sich selbst. Er quält mitunter auch den politischen Gegner – bis aufs Blut. So attackierte er als Staatssekretär Bundeskanzler Werner Faymann wegen Zugeständnissen beim EU-Budget. Im Finanzressort nervte er SPÖ und Eisenbahner mit Angriffen auf die ÖBB.

Bei den Regierungsgesprächen will sich die ÖVP seine strategisch-taktischen Fähigkeiten zunutze machen. Noch aus seiner Zeit in der steirischen Landespolitik während der 1990er-Jahren hat sich sein Ruf als „beinharter Verhandler“ gepaart mit hohem Intellekt gehalten. Dabei scheut er auch vor Untergriffen nicht zurück.

Intern wird ihm freilich absolute Loyalität gegenüber der ÖVP-Spitze attestiert. In der Volkspartei ist das keine Selbstverständlichkeit. In der Steiermark war er 1986 als JVP-Chef nicht nur jüngster Abgeordneter, sondern auch erfrischend aufmüpfig. Später wurde er Landesparteisekretär und Klubobmann.

Bundespolitisch verhalf ihm sein Geschick bei zwei Wahlkämpfen zum Aufstieg: 2000 führte er Waltraud Klasnic zum Sieg. 2002 schaffte er als Wahlkampfmanager Wolfgang Schüssels einen ÖVP-Erdrutscherfolg mit 42,3 Prozent. Lopatka, verheirateter Vater dreier Kinder, ist im Heimatbezirk Hartberg politisch verankert. Er pendelt auch weiter nach Hause – was während der Koalitionsverhandlungen schwieriger werden dürfte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2013)

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