Kein bischöflicher Rückhalt für Tebartz-van Elst

Erzbischof Zollitsch, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, ist in Rom, um mit dem Papst über die Causa Tebartz-van Elst zu sprechen.
Erzbischof Zollitsch, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, ist in Rom, um mit dem Papst über die Causa Tebartz-van Elst zu sprechen.(c) REUTERS
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Die Bischofskollegen Ackermann und Zollitsch gehen auf Distanz. Der Beschuldigte selbst ist nach Rom gereist.

Der umstrittene deutsche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst verliert in der Kirche weiterhin an Rückhalt. Während sich der 53-Jährige im Vatikan aufhält, verschärft sich auch in den Reihen seiner deutschen Amtsbrüder die Kritik an dem Limburger Kirchenmann.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann legte Tebartz-van Elst den Amtsverzicht nahe. Dieser könne nicht mehr als Seelsorger arbeiten, denn dazu brauche er Akzeptanz, sagte Ackermann in der ARD. "Die Situation ist ja so eskaliert, dass man sagen muss, der Bischof Franz-Peter kann im Grunde in Limburg nicht mehr arbeiten."

Aussagen des Architekten des mindestens 31 Millionen Euro teuren neuen Diözesanzentrums haben die Stimmung gegen den Limburger Bischof weiter verschärft. Michael Frielinghaus sagte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", dass Tebartz-van Elst als Bauherr von Beginn an gewusst hätte, "was da für Kosten auf ihn zukommen".

Zollitsch erneuert Kritik

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ging vor seinen geplanten Gesprächen in Rom nochmals klar auf Distanz. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden", sagte Zollitsch der "Bild"-Zeitung (Montag).

Nach seiner Ankunft im Vatikan kündigte Zollitsch an, "so zügig wie das möglich ist" zu handeln. Er wolle das Thema in dieser Woche mit Papst Franziskus und weiteren Gesprächspartnern im Vatikan erörtern, um das weitere Vorgehen zu klären. Er habe Franziskus dazu bereits schriftlich Informationen zukommen lassen, meldete Kathpress.

Trifft Tebartz-van Elst den Papst persönlich?

Der Vatikan zeigte sich zugeknöpft auf Fragen nach dem Vorgehen von Papst Franziskus. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi konnte am Montag nicht bestätigen, ob Franziskus den umstrittenen Bischof treffen werde. Wie jeder wisse, treffe Franziskus viele Menschen, sagte Lombardi.

Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen, zudem hat die Hamburger Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides Statt beantragt. Der Limburger Bischof hatte sich in den vergangenen Tagen zur Reise nach Rom entschlossen, nachdem die Vorwürfe wegen seiner Amtsführung immer heftiger geworden waren. Ob er mit dem Papst direkt sprechen werde, sei ihm nicht bekannt, sagte ein Sprecher des Limburger Bistums.

Merkel spricht von "schwieriger Situation"

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Affäre als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Dem Bischof wird unter anderem vorgeworfen, die Baukosten systematisch verschleiert und durch luxuriöse Sonderwünsche ständig erhöht zu haben. Ursprünglich sollte der Neubau der Bischofsresidenz 2,5 Millionen Euro kosten, später wurde mit insgesamt 5,5 Millionen Euro Baukosten gerechnet, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen.

Die Affäre wirkt sich möglicherweise auch auf die kirchlichen Hilfsorganisationen aus. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte im Deutschlandfunk, das Spendenaufkommen gehe wegen des Skandals zurück.

(APA/dpa/AFP)

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