Koalition: Niedrigste Frauenquote des Jahrtausends

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NATIONALRAT: KARL/MIKL-LEITNER/FEKTER(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Das Hauptverhandlungsteam für eine neue rot-schwarze Regierung ist rekordverdächtig groß. Doch nur vier Frauen gehören ihm an.

Die Großparteien SPÖ und ÖVP haben ihre Verhandlungsteams aufgestellt. Auffällig dabei: Obwohl das Hauptverhandlungsteam mit 26 Personen rekordverdächtig groß ist, wurden von Rot und Schwarz je nur zwei Politikerinnen nominiert. Das entspricht gut 15 Prozent und ist die schlechteste Quote des Jahrtausends. In der den Verhandlungsprozess lenkenden Koordinierungsgruppe um die Parteichefs finden sich überhaupt ausschließlich Männer, nämlich deren sechs.

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Bei den Sozialdemokraten verhandeln in der großen Gruppe Infrastrukturministerin Doris Bures und Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, bei der Volkspartei Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Finanzministerin Maria Fekter. Während Bures, Heinisch-Hosek und Mikl-Leitner wenigstens Untergruppen vorstehen dürften, ist Fekter nicht einmal das gegönnt. Ihr Bereich Finanzen wird vom oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer hauptverhandelt.

Zusätzlich auffällig bei der ÖVP: Sämtliche Bünde sind mit ihren Obleuten vertreten, Ausnahme der Frauenbund, dessen Obfrau Dorothea Schittenhelm zumindest in der Hauptgruppe keine Aufnahme fand. Die SPÖ hat mit Heinisch-Hosek immerhin ihre Frauenvorsitzende an Bord.

Männer dominieren die Politik

Wäre Nationalratspräsidentin Barbara Prammer nicht vor kurzem erkrankt, hätte sie wohl dem Verhandlungsteam angehört. Ebenfalls Chancen gehabt hätte Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), hätte sie nicht bereits ihren Abschied aus der Politik angekündigt. Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) wiederum gilt sowohl als amtsmüde als auch als ablösegefährdet und wäre daher wohl auch nicht die Idealbesetzung für eine Zukunftskoalition.

Das Bild spiegelt sich auch in der derzeitigen Regierung wider, die momentan, etwa durch die Staatssekretäre, eindeutig von Männern dominiert ist. Auch in den Parlamentsklubs und so gut wie allen bedeutenden Teilorganisationen der Koalitionspartner sind Männer am Ruder. ÖAAB-Obfrau Mikl-Leitner bildet die Ausnahme. Zudem gibt es derzeit keine einzige weibliche Landesvorsitzende in den beiden einstigen Großparteien, auch das erstmals seit vielen Jahren.

2008: ein Drittel Frauen

Verhandlungsteams sahen jedenfalls bei früheren Regierungsverhandlungen schon deutlich weiblicher aus. So gab es etwa 2008 zwei Neuner-Teams, also gesamt 18 Verhandler, von denen sechs, also immerhin ein Drittel weiblich waren. Von damals mit dabei sind noch Fekter und Bures. 2006 gab es 19 Hauptverhandler, darunter fünf Frauen, also auch eine deutlich bessere Quote als 2013. Bures war auch damals schon im roten Team.

13 Verhandler gab es bei der bis dato letzten schwarz-blauen Koalition 2003, darunter fünf Frauen. Und auch 2000 beim ersten erfolgreichen Abschluss von Volkspartei und Freiheitlichen war die Quote mit vier Frauen von 13 deutlich besser als diesmal.

Verhandlungsteams

Das Team der SPÖ

Pareichef Werner Faymann, Staatssekretär Josef Ostermayer und Sozialminister Rudolf Hundstorfer werden das Trio zur Koordinierung der Verhandlungen geben. Daneben gehören die Ministerinnen Gabriele Heinisch-Hosek und Doris Bures, die Minister Gerald Klug und Alois Stöger, Staatssekretär Andreas Schieder, Klubchef Josef Cap, SPÖ-Gewerkschafter Wolfgang Katzian, Burgenlands Landeschef Hans Niessl, Oberösterreichs Parteichef Josef Ackerl sowie Pensionistenchef Karl Blecha zum Verhandlungsteam.

Das Verhandlungsteam der ÖVP

Das schwarze 13-köpfige Team wird von Parteichef Michael Spindelegger angeführt. Hinter ihm folgen die Landesparteichefs Josef Pühringer (OÖ), Wilfried Haslauer (Salzburg) und Hermann Schützenhöfer (Steiermark). Dazu kommen seitens der Bünde die Obleute Christoph Leitl (Wirtschaftsbund), Jakob Auer (Bauernbund) und Andreas Khol (Seniorenbund). Außerdem verhandeln Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Finanzministerin Maria Fekter sowie die Staatssekretäre Reinhold Lopatka und Sebastian Kurz sowie Klubobmann Karlheinz Kopf. Dazu gibt es ein Kernteam zur Koordinierung der Verhandlungen, bestehend aus Spindelegger, dessen Kabinettschef Jochen Danninger sowie Lopatka.

(APA)

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