Corpus Delicti
Corpus Delicti: Dieser Bau erzürnt nicht nur Limburg
Der Neubau des "Diözesanen Zentrum St. Nikolaus" polarisiert. Statt 5,5 kostet der Gebäudekomplex mindestens 31 Millionen Euro.

Es ist bezugsfertig, das neue Diözesane Zentrum "St. Nikolaus" des Bistums Limburg. Schon bevor Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Diözesanbischof ernannt wird, stand der Beschluss eines Neubaus in unmittelbarer Nähe zum Dom fest. Das Bistum hatte für den Neubau 5,5 Millionen Euro eingeplant. Im Mai 2010 rollten die Bagger an.
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Zwei Jahre vor Baubeginn übernimmt er die Geschicke der Diözese: Am 20. Jänner 2008 wird Franz-Peter Tebartz-van Elst als neuer Bischof im Limburger Dom eingeführt. Vor seinem Amtsantritt war Weihbischof in Münster. Mit 48-Jahren ist er der jüngste deutsche Diözesanbischof zu diesem Zeitpunkt. Für gröbere Querelen rund um den anstehenden Neubau gibt es bis dahin noch keine Anzeichen.
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Zu dem neuen Ensemble gehört auch die alte Vikarie, ein hoher Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert (hier rechts im Bild), die aufgrund der historischen Bausubstanz besonders mühsam renoviert werden muss. Hier ist die Verwaltung des Bistums eingezogen. Im ersten Stock liegt das Büro des Bischofs mit Blick auf den Dom. Noch am 29. Juni 2013 heißt es vonseiten des Bistums, die Baukosten hätten sich auf 9,85 Millionen erhöht.
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Im September 2013 ist plötzlich die Rede von Kosten zwischen 15 bis 20 Millionen Euro. Ein Sprecher des Bischofs argumentiert dies mit den Anforderungen des Denkmalschutzes. Dass die Kostensteigerung mit den Spezialwünschen des Bischofs für seine Privatwohnung in Verbindung steht, weist der Sprecher stets zurück. Der Bischof wird auf 120 Quadratmetern leben, 200.000 Euro waren für die Wohnung veranschlagt.
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Am 7. Oktober nennt das Bistum schließlich die endgültige Summe: 31 Millionen Euro kostete der Neubau und die Sanierungsarbeiten. Medien spekulieren sogar mit Baukosten von bis zu 40 Millionen Euro.
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Die umstrittene Kapelle (im Bild) habe wie geplant 300.000 Euro gekostet, sagte Tebartz-van Elst noch vor einem Jahr. "Es gibt hier keinen Protz und Prunk", sagte er der Frankfurter Rundschau bei einem Rundgang Ende 2012. „Eine Kapelle gibt es in jedem Bischofshaus der Welt“, sagt Tebartz-van Elst. Innen ist die Kapelle übrigens weiß ausgemalt und hell gestaltet.
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Von einem Innenhof gelangt man in alle Gebäudeteile des Ensembles. Was die Kostenfrage betrifft, wird der Bischof auch vom Architekten, Michael Frielinghaus, nicht entlastet. Er sagte der "Süddeutschen Zeitung", der Bischof habe als Bauherr von Anfang an gewusst, "was da für Kosten auf ihn zukommen".
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Abgesehen von der Kosten- und Moralfrage, sind Besucher des Diözesanzentrums von der Architektur durchaus angetan. Von "spektakulärer Architektur" schreibt etwa Dieter Bartetzko in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
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Der Neubau beim Limburger Domberg wurde zwar von seinem Vorgänger Franz Kamphaus angestoßen, die Durchführung oblag aber Tebartz-van Elst.
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