Im US-Budgetstreit ist ein großer Wurf nicht in Sicht.
Viel Lärm um nichts also? Der Kompromiss im US-Budgetstreit in letzter Minute, der Washington 16 Tage stilllegte und die internationalen Finanzmärkte in Atem hielt, gibt jenen Polit-Veteranen recht, die exakt ein solches Ende prophezeit haben. John McCain, einer der Rufer in der republikanischen Wüste, sprach von einem der „peinlichsten Kapitel“ seiner Senatskarriere.
Dass keiner dem blindwütigen Furor der Tea-Party-Rebellen bei ihrem Feldzug gegen Obamacare Einhalt gebieten konnte, zeigt, wie zerrüttet die „Grand Old Party“ ein Jahr nach ihrer Schlappe bei den Präsidentenwahlen ist. John Boehner bewies als Speaker, dass er seine Fraktion nicht im Griff hat. Die Radikalen degradierten ihn vollends zur Marionette. Das gemeinsame Absingen der Kirchenhymne „Amazing Grace“ ersetzt nicht eine Strategie. Bei den Kongresswahlen 2014 werden die Wähler den Republikanern einen Denkzettel verpassen, moderate Präsidentschaftsaspiranten gingen schon jetzt in Deckung.
Es lag erneut an den „Grumpy Old Men“ im Senat, Harry Reid und Mitch McConnell als Technokraten der Macht, einen Deal zu erzielen. Dies stellt freilich auch Präsident Barack Obama ein schlechtes Führungszeugnis aus. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: In wenigen Monaten kommt das Polit-Dramolett wieder zur Aufführung, und ein großer Wurf ist nirgends in Sicht. Eine Supermacht blamiert sich vor aller Welt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2013)