Papst „beurlaubt“ Tebartz-van Elst: Bischof soll ins Kloster

Limburgs Bischof entmachtet.
Limburgs Bischof entmachtet.(c) EPA (BORIS ROESSLER)
  • Drucken

Der Bischof von Limburg bleibt nach dem Skandal um die Renovierung seiner Residenz im Amt, die Geschäfte übernimmt aber ein Verwalter.

Rom. Franz-Peter Tebartz-van Elst bleibt formal Bischof von Limburg, hält sich aber von der Diözese fern, bis geklärt ist, wer für die Kostenexplosion bei der Renovierung seiner Residenz verantwortlich ist. Das hat der Vatikan am Mittwoch verfügt, zwei Tage nach der Begegnung des Bischofs mit Papst Franziskus. Katholische Laienvertreter und die Deutsche Bischofskonferenz begrüßten die Entscheidung. Verwalter des hessischen Bistums mit seinen etwa 660.000 Katholiken ist ab sofort der bisherige Stadtdekan in Wiesbaden, Generalvikar Wolfgang Rösch.

Das vatikanische Presseamt teilte am Mittwoch mit, in Limburg sei es „zu einer Situation gekommen, in der Franz-Peter Tebartz-van Elst seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann“. Die Deutsche Bischofskonferenz habe „eine Kommission zur eingehenden Prüfung im Hinblick auf den Bau des Bischofssitzes“ eingesetzt. In Erwartung der Ergebnisse und der „Vergewisserung der Verantwortlichkeiten“ halte es „der Heilige Stuhl für angeraten, Tebartz-van Elst eine Zeit außerhalb der Diözese zu gewähren“. Spekulationen gingen dahin, der knapp 54-Jährige werde sich während der inoffiziell auf zwei bis drei Monate angesetzten Untersuchung in ein Kloster zurückziehen.

Zollitsch begrüßt Urteil

Tebartz-van Elst wird seit Monaten kritisiert, weil sich die ursprünglich auf zwei Millionen Euro taxierte neue Bischofsresidenz auf 31 Millionen Euro verteuert hat; weitere Kostensteigerungen – den Vorwürfen nach wegen bischöflicher Sonderwünsche – werden nicht ausgeschlossen. Bezahlt wird der Bau aus dem Vermögen des bischöflichen Stuhls. Tebartz-van Elst soll dabei alle Kontrollen ausgeschaltet und Mitarbeiter systematisch hinters Licht geführt haben.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der scheidende Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, begrüßte die vatikanische Entscheidung. Mit ihr werde „ein Raum eröffnet, um zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen“. Schon nach seiner Begegnung mit dem Papst hatte Zollitsch gesagt, er habe den Eindruck, „dass alle zu einer baldigen und schnellen Lösung kommen wollen, die Spannungen abbaut und den Weg zu einer guten Zukunft für das Bistum öffnet“.

Hinter den Kompromiss stellte sich auch der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Alois Glück: Die Entscheidung schaffe „notwendigen Raum zu einer vollständigen und konsequenten Klärung“. Er lobte den Papst dafür, dass er „Fairness gegenüber allen Beteiligten“, also Bischof, Gremien, katholischen Gläubigen, habe walten lassen.

„Ein langer, harter Weg“

Ingeborg Schillai, Vorsitzende der Diözesanversammlung, des wichtigsten Laiengremiums im Bistum Limburg, sagte, dass nun der Finanzprüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz besondere Bedeutung zukomme. Sollte Tebartz-van Elst zurückkehren, so könne sie sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm „zum heutigen Zeitpunkt“ nicht vorstellen. „Wenn, dann wäre das ein ganz langer, harter Weg für alle Beteiligten.“

Die Basisorganisation „Wir sind Kirche“ erklärte, Papst Franziskus habe dem Limburger Bischof ein „Zeichen großer Barmherzigkeit“ angedeihen lassen. Es sei allerdings nach dem vom Bischof verursachten „immensen Vertrauensverlust nicht vorstellbar, dass Tebartz-van Elst wieder in Limburg oder irgendwo sonst das Bischofsamt ausüben kann, auch nicht in Afrika“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Für die beginnende Karnevalsaison ein dankbares Thema: Die Vorgänge im Bistum Limburg
Religion

Tebartz-Van Elst will kein "Protz-Bischof" sein

Der Bischof von Limburg, dem der Papst eine Auszeit verordnet hat, fühlt sich verraten. Er habe sich von den falschen Leuten beraten lassen, sagt er in einem Interview.
Limburg: Bischofssitz könnte Flüchtlingsheim werden
Religion

Limburg: Bischofssitz könnte Flüchtlingsheim werden

"Der Geldgestank muss weg": Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst soll die mindestens 31 Millionen teure Residenz nicht beziehen.
Weltjournal

Papst verordnet "Luxus-Bischof" Auszeit

Der umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst darf nach einer zwei- bis dreimonatigen Auszeit nach Limburg zurückkehren. Der Vatikan will damit Loyalität zeigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.