Die Seismografen des Planeten schlagen aus, läuten aber die Apokalypse noch nicht ein. Die Bestandsaufnahme des Ersichtlichen, in der Arktis, der Antarktis und im Meer, ist allerdings dramatisch genug.
Mitten ins Sommerloch ist Ende Juli eine Studie geplatzt, die ein Schlingern im Meer geortet hat. Dänische Wissenschaftler haben die Fachwelt aufgeschreckt, als sie eine Studie veröffentlichten, in der sie die „Atlantic meridional overturning circulation“, kurz: AMOC, deutlich an Vehemenz verlieren sahen. Ein Trend, der schon früher festzustellen war, den die beiden Dänen, Peter und Susanne Ditlevsen, aber aufgrund neuer Auswertungen dramatischer beurteilen – der Golfstrom, so der gängige Name der AMOC, könnte schon zwischen 2025 und 2095 weitgehend zum Erliegen kommen. Die Folgen für Westeuropa wären schlimm – es würde viel kälter, die Wetterküche über dem Atlantik würde durcheinandergewürfelt.
Fernab des Golfstroms ist vor gut einem Monat die Polarstern in See gestochen. Die Expedition der rund 100 Wissenschaftler steht unter der Leitung von Antje Boetius, der Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI). An einer Messstation des AWI bei 79 Grad Nord steigt die Jahresmitteltemperatur um 1,2 Grad Celsius pro Dekade, „im Winter fällt diese Erwärmung mit 2,2 Grad noch stärker aus“.