"Hummer"-Prozess gegen Kärntner: Polizist sagt aus

HummerProzess Zeugen Polizisten sagen
HummerProzess Zeugen Polizisten sagen(c) APA/MTI/Zoltan Gergely Kelemen (MTI/Zoltan Gergely Kelemen)
  • Drucken

Der Villacher soll einen ungarischen Polizisten überfahren haben. Dessen Kollege räumte nun ein, vor der Tragödie den Angeklagten mit Pfefferspray attackiert zu haben.

Im Gericht in Szeged ist am Donnerstag der Mordprozess gegen einen 35-jährigen gebürtigen Villacher fortgesetzt worden. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am 11. Oktober 2012 in Rumänien mit seinem tonnenschweren "Hummer" in der ungarischen Ortschaft Apatfalva den Polizisten Imre K. überfahren zu haben. Nun wurden in dem Prozess die Polizeibeamten und ein Zeuge angehört. Dabei kamen neue Aspekte ans Tageslicht.

Der Polizist im Zeugenstand hatte den angeklagten "Hummer"-Fahrer am Unglückstag gemeinsam mit Imre K. verfolgt. Er gab an, er habe durch den Spalt der geöffneten Tür des "Hummers" Pfefferspray gesprüht, als der angeblich mit einem Messer bewaffnete Fahrer aussteigen wollte. Davon war in den ersten Angaben des Beamten keine Rede gewesen. Das Spray hatte der Polizist Gabor S. erstmals im vergangenen Jänner erwähnt, nachdem der "Hummer"-Fahrer betont hatte, er wäre erst aufs Gaspedal gestiegen, nachdem ihm der Polizeibeamte durchs Seitenfenster ins Gesicht gesprüht hätte.

Polizist sprühte Pfefferspray

Nun erklärte der Ex-Polizist - Gabor S. hat mittlerweile den Dienst quittiert - unter Wahrheitspflicht, der "Hummer"-Fahrer habe ein Messer in der Hand gehabt, als er Imre K., der sich mit seinem Motorrad auf einem Grünstreifen rechts vor dem SUV positioniert hatte, niedergestoßen und überrollt hatte. Als der 35-Jährige aussteigen wollte, habe er das Spray durch die spaltbreit offene Tür gesprüht. Das Fenster sei nämlich geschlossen gewesen. Er habe vergeblich versucht, es mit dem Ellbogen einzuschlagen.

Der Angeklagte sei dann mit dem Messer ausgestiegen und habe ihn angegriffen, obwohl er ihm in die Hand und ins Knie geschossen hätte. "Ich hatte Angst um mein Leben", sagte Gabor S. Ungeachtet der Schüsse habe der Österreicher Widerstand geleistet und mit ihm gekämpft. Er habe bei diesem "keine Verzweiflung, nur Wut gesehen". Für ihn stehe außer Frage, dass der Angeklagte den vor seinem Geländewagen stehenden Imre K. sehen hätte müssen, beteuerte Gabor S.

Zeuge trat Polizist Waffe aus der Hand

Ein Zeuge, der dem Motorrad-Polizisten beim Versuch, den gebürtigen Villacher zu überwältigen, zu Hilfe gekommen war, soll diesem die Dienstpistole aus der Hand getreten haben. Das hat der Mann, der für kommenden Dienstag geladen ist und angehört werden soll, jedenfalls im Ermittlungsverfahren angegeben. Seiner Schilderung zufolge soll Gabor S. seine Pistole gegen die Stirn des "Hummer"-Fahrers gerichtet haben. Der Zeuge könnte - so zumindest die Vermutung des Verteidigers - angenommen haben, der Beamte werde den Österreicher erschießen, und deswegen eingegriffen haben.

Darauf angesprochen erklärte Gabor S. dem Gericht, der Zeuge habe deshalb nach der Waffe getreten, weil er offenbar befürchtete, der "Hummer"-Fahrer könnte diese im Zuge seines Kampfes mit ihm, dem Polizisten, ergreifen. Der Zeuge habe das verhindern wollen. Richter Attila Joo entschied daraufhin, dass Gabor S. am kommenden Dienstag noch einmal zur Verhandlung erscheinen muss, da das Gericht diesen Aspekt abschließend klären will.

Am Donnerstagnachmittag wurde auch jener Beamte befragt, der mit seinem Auto den insgesamt vier "Hummer"-Fahrern - der Österreicher war in Begleitung von drei Deutschen unterwegs - nachgefahren war. Er hatte seiner Darstellung nach drei Schüsse auf die Reifen des österreichischen Fahrers abgegeben, nachdem dieser die Aufforderung zum Anhalten trotz Blaulichts und Sirene ignoriert und seine Fahrt - angeblich in Schlangenlinien - fortgesetzt hatte, wobei er der Polizei den "Stinkefinger" präsentierte und die Zunge zeigte. Die Schussabgabe rechtfertigte der Polizist damit, dass dies "der Verhinderung weiterer Taten" gedient hätte.

Dem zuletzt in Salzburg wohnhaften Mechaniker wird nun neben Mord Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung des öffentlichen Verkehrs angelastet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

POLIZISTEN UeBERFAHREN: MORDPROZESS GEGEN KAeRNTNER IN SZEGED EROeFFNET
Weltjournal

Prozess: Mit "Hummer" Polizisten in Ungarn überfahren

Der 35-Jährige gebürtige Villacher wurde in Ketten und angeleint vor Gericht gestellt. Er verweigerte die Aussage vor Gericht.
Der Hummer und das Motorrad des Polizisten am Tatort in Apatfalva
Weltjournal

Anklage nach "Hummer"-Fahrt: Österreicher streitet ab

Der Salzburger Rechtsvertreter des 35-jährigen Beschuldigten hofft auf einen Freispruch von der "vorsätzlicher Tötung". Ein Video soll ihn entlasten.
Mit diesem Geländewagen der Marke "Hummer" überfuhr der gebürtige Kärntner einen ungarischen Polizisten.
Weltjournal

Hummer-Amokfahrt: Pfefferspray-Attacke durch Polizei?

Ein Video der Szene zeigt eine andere Situation, als von der ungarischen Polizei beschrieben. Möglicherweise hat der Fahrer nichts gesehen.
Am 11. Oktober 2012 überfuhr ein Österreicher mit seinem Hummer einen ungarischen Verkehrspolizisten.
Weltjournal

Österreichischer Raser wartet in Ungarn auf Verhör

Der Fahrer eines Hummer-Geländewagens hat eine Polizei-Straßensperre durchbrochen und dabei einen Polizisten getötet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.