In China liebt man Salzburg und Wien – und verwechselt Österreich trotzdem bisweilen mit Australien.
Schweizer und Schweden haben es vorgemacht: Weil Schweiz auf Chinesisch (Ruishi) ähnlich klingt wie Schweden (Ruidian), haben beide Länder gemeinsam eine Kampagne gestartet und auf Europakarten gezeigt, wo sich was befindet. Etwas in dieser Art empfiehlt der chinesische Tourismusexperte Kang Jieshi auch Österreichern und Australiern. Denn Aodili (Österreich) und Aozhou (Australien) werden in China ebenfalls häufig verwechselt. Für eine solche Kampagne brauchte man halt eine ganze Weltkarte.
Als „Herz Europas“ haben die Österreicher ihr Land in den 1980er-Jahren in China beworben. Mit Erfolg: Wien und Salzburg gehören zu den attraktivsten Touristenstädten der Chinesen in Europa. Bis vor wenigen Jahren durften sie nur in Reisegruppen nach Europa kommen. Gern haben die chinesischen Touristen dann das Rundumpaket „Zehn Länder in 14 Tagen“ gebucht. Österreich war immer dabei. „Zugegeben, häufig wussten sie hinterher nicht mehr, ob der Stephansdom in Wien oder in Salzburg war oder Schloss Schönbrunn nicht doch in Ungarn“, erzählt Kang. Aber europäische Touristen würden sich ja auch nicht jeden Tempel in China merken.
Was aber bei den meisten Chinesen schon hängen geblieben ist: Österreich ist Mozarts Wirkungsstätte und Heimat. Im Pekinger Trendviertel Sanlitun fand erst vor wenigen Wochen das Salzburg-Festival mit zahlreichen Mozart-Stücken statt. Hart gesottene Klassikbegeisterte erschienen dort sogar mit Mozart-Perücke. Bekannt geworden ist Österreich in China aber auch noch aus einem anderen Grund: Als die 30-Millionen-Stadt Chongqing in Südwestchina vor einigen Jahren einer Verwaltungsreform unterzogen wurde und den Status eines Stadtstaates erhielt, wurde die erweiterte Fläche Chongqings gern mit der Größe Österreichs verglichen.
Und doch: Für die präzise Zuordnung landestypischer Symbole reicht das kulturgeografische Wissen zuweilen doch nicht. Im Hongkonger Stadtteil Mongkok wirbt ein Geschäft mit „echt importierten Milchprodukten“ aus Aodili (Österreich). Neben kräftigen Milchkühen in idyllischer Alpenlandschaft hat sich auf das Plakat freilich auch ein Känguru verirrt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2013)