„Strafe“ für zu strenge Ratings

Moody's-Zentrale in New York: Banken lieben keine strengen Prüfer.
Moody's-Zentrale in New York: Banken lieben keine strengen Prüfer.(c) REUTERS (MIKE SEGAR)
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Bei in riskanten Anleihen verpackten Gewerbe-Hypotheken umgehen Banken neuerdings die offenbar zu strenge Ratingagentur Moody's. Der Markt scheint das zu akzeptieren.

New York. Banken, die Gewerbe-Hypotheken in Anleihen verpacken, umgehen bei den risikoreicheren Teilen der Deals ein Rating durch die Ratingagentur Moody's Investors Service. Das legt den Schluss nahe, dass die Ratingagentur nicht gewillt ist, den betroffenen Tranchen eine Topnote aus dem Qualitätsbereich „Investment Grade“ zu geben – angesichts sich verschlechternder Underwriting-Standards.

Bei neun von 14 Gewerbe-Hypotheken-Bond-Deals, die Moody's seit Mitte Juli bewertete, gab es für den schwächeren Teil der jeweiligen Transaktion keine Note.
So verkauften informierten Kreisen zufolge die Deutsche Bank, Cantor Fitzgerald und UBS in der vergangenen Woche eine eine Mrd. Dollar schwere Transaktion, bei der es für den 64,3 Mio. Dollar schweren Bestandteil, den Fitch Ratings und Kroll Bond Rating Agency mit der niedrigsten „Investment Grade“-Note bewerteten, kein Moody's-Ranking gab.

Markt lässt andere Meinung zu

Moody's Abwesenheit bei den risikoreicheren Teilen von Gewerbe-Hypotheken-Deals lässt vermuten, dass die New Yorker Firma einen strengeren Blick auf die Qualität einiger der zugrunde liegenden Kredite wirft, während die Emissionen auf dem 550 Mrd. Dollar schweren Markt anziehen, erklärte Jefferies-Analystin Lisa Pendergast.

„Wir beobachten schon seit einiger Zeit eine Abschwächung der Kreditqualität auf dem Markt für mit Gewerbe-Hypotheken unterlegte Wertpapiere (CMBS)“, berichtete Stuart Lippman, Investmentchef von TIG Securitized Assets Fund. „Im Februar entschieden wir, dass die Neuemissionen nicht angemessen für uns gepreist waren, um weiter teilzunehmen.“

Tom Lemmon, ein Sprecher von Moody's, wollte zu den Deals keinen Kommentar abgeben. Dasselbe galt für Vertreter von Fitch, Deutsche Bank, Cantor und UBS. Eine Sprecherin von Kroll meinte, die Abwesenheit von Moody's zeige, dass der Markt inzwischen andere Meinungen akzeptiere.

Eine Gewerbe-Immobilien-Anleihe-Transaktion kann aus zehn oder manchmal noch mehr verschieden bewerteten Klassen bestehen, die von AAA bis BB reichen, zeigen Daten von Bloomberg. Sie richten sich an den unterschiedlichen Risikoappetit von Investoren – angefangen von Versicherungsgesellschaften bis hin zu Hedgefonds. Die am niedrigsten bewerteten Klassen sind die Ersten, die Verluste absorbieren.

Für die meisten Investoren jedoch seien Noten aus dem Bereich „Investment Grade“ Voraussetzung, um sich auf dem Markt zu beteiligen, sagt Lippmann. Er führte bis 2007 bei der UBS eine Abteilung für Bonds-Handel. „Typischerweise sind Versicherer und klassische Vermögensverwalter eingeschränkter. Und Ratings können die Stärke der Nachfrage beeinflussen“, sagte er. „Auch wenn einige die Ratingagentur diskreditieren: Wenn ihre Rolle nicht von Wert wäre, dann würden sie von den Emittenten nicht mit der Bewertung von Deals beauftragt werden.“

Starke Nachfrage

Banken an der Wall Street haben in diesem Jahr bislang 61 Mrd. Dollar an Gewerbe-Hypotheken-Bonds-Verkäufen arrangiert – nach 41 Mrd. im ganzen Jahr 2012, wie Daten von Bloomberg belegen. Die am besten bewerteten Papiere rentieren 131 Basispunkte über Staatsanleihen – nach einem 2013-Hoch von 143 Basispunkten, das am 3. Juli erreicht worden war.

Moody's gab schon voriges Jahr bekannt, dass es die Methodik bei der Bewertung von schwächeren Einkaufszentren, die Bestandteil von CMBS-Deals sind, verändern wolle. Die Ratingagentur berief sich darauf, dass die Anzahl der ums Überleben kämpfenden Zentren steigen wird.  (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2013)

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