Andreas Schieder: Ein Kronprinz aus „rotem Adel“

Nächste Abzweigung Kanzleramt? Andreas Schieder, nun einmal SPÖ-Klubchef.
Nächste Abzweigung Kanzleramt? Andreas Schieder, nun einmal SPÖ-Klubchef.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Eigentlich war die Außenpolitik seine Domäne: Nun ist Andreas Schieder (44), bisher Finanzstaatssekretär, neuer Klubchef der SPÖ. Es könnte nicht sein letzter Karriereschritt sein.

Wenn es so etwas wie einen „roten Adel“ tatsächlich gibt, dann ist Andreas Schieder ein Teil davon. Der Vater, Peter Schieder, war Zentralsekretär der SPÖ und langjähriger außenpolitischer Sprecher, ein sozialdemokratischer Grandseigneur. Andreas Schieders Lebensgefährtin, die Mutter seines Sohnes, Sonja Wehsely, ist SPÖ-Gesundheitsstadträtin in Wien.

Einen Tag bevor Peter Schieder am vorigen Donnerstag auf dem Wiener Zentralfriedhof von allen, die in der SPÖ Rang und Namen haben, verabschiedet wurde – er war im Alter von 73 Jahren verstorben – war bekannt geworden, dass sein Sohn neuer Klubobmann der SPÖ wird und Josef Cap nachfolgt.

Über seinen Vater definiert zu werden, behagte Andreas Schieder nie so ganz. Er wäre auch so Sozialdemokrat geworden, sagte er einmal. Die Gerechtigkeits- und Verteilungsfrage hätte ihn dazu gemacht, deswegen habe er auch Volkswirtschaftslehre studiert.

Und dennoch: Andreas Schieder war Internationaler Sekretär der SPÖ und außenpolitischer Sprecher. Dieselben Funktionen hatte auch sein Vater innegehabt.
Die sozialdemokratische Karriere war vorgezeichnet. Wenngleich sie eine andere Abzweigung nahm als angenommen. Die Außenpolitik war eigentlich Andreas Schieders Domäne. Er hat sich als Vizepräsident der Sozialistischen Jugendinternationale und Präsident der Europäischen Jungsozialisten ein Netzwerk unter den europäischen Jusos, die dann in ihren Parteien aufstiegen, aufgebaut.

Statt Außenminister – ein Amt, auf das er Chancen gehabt hätte, wenn es keine ÖVP-Erbpacht wäre – wurde Andreas Schieder 2008 erst einmal Staatssekretär für Verwaltung und öffentlichen Dienst. Ende desselben Jahres dann Finanzstaatssekretär. Als eine Art roter Aufpasser, zuerst für Josef Pröll, dann für Maria Fekter. Und er tat dies überaus machtbewusst. Zum Ärger der ÖVP, die Schieder nicht nur einmal verdächtigte, sich der Medien zu seinem Nutzen und ihrem Schaden zu bedienen.

Bei allen ideologischen Differenzen – Schieder redet in Interviews gern Vermögensteuern das Wort – war der vormals zum linken Parteiflügel Zählende pragmatisch genug, in der täglichen Zusammenarbeit mit den ÖVP-Finanzministern nicht sonderlich aus der Reihe zu tanzen. Die Notverstaatlichung der Hypo Alpe Adria verhandelte er mit Josef Pröll, ohne dass ein Löschblatt zwischen die beiden gepasst hätte. Und am „Loipersdorfer“ Sparpaket 2010 feilte er gemeinsam mit seinem ÖVP-Gegenüber als Finanzstaatssekretär, Reinhold Lopatka. Künftig werden sich die beiden als Klubchefs im Nationalrat gegenübersitzen.

Rapid und Rolling Stones

Seine Basis hat der Rapid- und Rolling-Stones-Fan in Wien. In Penzing, dem 14. Gemeindebezirk, ist Andreas Schieder SPÖ-Bezirksparteichef. Auch hier fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Ja, genau – auch Vater Peter Schieder übte diese Funktion seinerzeit aus.

Andreas Schieders Förderer waren Michael Häupl und Alfred Gusenbauer. Mit Werner Faymann verbindet ihn die Vergangenheit im selben Biotop: der Wiener SPÖ. Manche wollen in der Rochade vom Staatssekretariat an die Spitze des SPÖ-Klubs, die zentrale Schaltstelle zwischen Regierung und Parlament, gar schon eine Weichenstellung für die Zukunft erkennen: Faymann baue sich hier seinen Nachfolger auf, heißt es.

Noch ist es aber nicht so weit. Andreas Schieder, mitunter ideologisch im Ton, pragmatisch in der Ausführung, freundlich im persönlichen Umgang und überaus selbstbewusst im Auftreten, muss sich die nächsten Jahre erst einmal als Klubobmann beweisen. Eine doch ungewohnte Rolle: Denn ein Klubchef  polarisiert. Und Andreas Schieder war bisher eher auf die Rolle des wenig angreifbaren Everybody's Darling abonniert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2013)

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