Metaller: Flexibilisierung bleibt heißes Eisen

Metaller, Flexibilisierung, Lohnrunde
Metaller, Flexibilisierung, Lohnrunde(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Streik der Angestellten in der Metallindustrie blieb nach der Einigung von Montagabend zwar aus. Die heikle Frage der Arbeitszeitflexibilisierung haben Arbeitgeber und Gewerkschaft jedoch lediglich verschoben.

Wien. Schlussendlich löste sich am Montagabend doch alles in Wohlgefallen auf: Nach einem elfstündigen Verhandlungsmarathon einigten sich die Vertreter des mit 120.000 Mitarbeitern größten Fachverbandes der metallverarbeitenden Industrie (FMMI) und der Gewerkschaft auf ein Lohnplus von durchschnittlich 2,8 Prozent, der angekündigte Streik fiel aus („Die Presse“ berichtete in einem Teil ihrer Dienstagsausgabe). Möglich wurde dies, weil die heikle Frage der Arbeitszeitflexibilisierung verschoben wurde. Hier wurde der 30.Juni 2014 als Datum vereinbart, bis zu dem es eine verbindliche Einigung geben müsse. Was bedeutet die Einigung nun im Detail, und welche Punkte bleiben offen? „Die Presse“ hat die Antworten.

1. Wie hoch fällt die Lohnerhöhung nun für einzelne Arbeitnehmer aus?

Die am Montag beschlossene Lohnerhöhung reicht von 3,2 Prozent für Arbeitnehmer in der Gehaltsklasse A (zwischen 1688,71 und 1754,15 Euro brutto pro Monat) bis zu 2,5 Prozent in der Gehaltsklasse K (zwischen 5745,97 und 6306,54 Euro brutto pro Monat). Gewichtet nach dem Anteil der Mitarbeiter in allen Klassen ergibt sich so eine Steigerung von 2,8Prozent im Schnitt.

2. Was bedeutet der Abschluss nun für die anderen Branchen der metallverarbeitenden Industrie?

Vertreter von Arbeitgebern und auch der Gewerkschaft betonten am Dienstag, dass es darauf keinen Vorgriff geben könne, da es eigenständige Verhandlungen seien. Das Ergebnis des nun abgeschlossenen größten Fachverbandes gelte allerdings schon als Benchmark, so der Chef der Gewerkschaft Pro-Ge Rainer Wimmer zur „Presse“. Im Vorjahr gab es zwar ebenfalls bereits sechs separate Verhandlungen – schlussendlich kamen jedoch alle Fachverbände auf die gleiche Lohnsteigerung. Die Verhandlungsrunden der anderen fünf Verbände mit in Summe 60.000 Mitarbeitern starten teilweise noch im Laufe dieser Woche.

3. Was geschieht nun in der Frage der Arbeitszeitflexibilisierung?

Bis zum 30.Juni 2014 müsse es nun innerhalb des Fachverbandes zu einer verbindlichen Einigung kommen, so die Übereinkunft am Montagabend. Sanktionen bei einem Nichterreichen dieses Ziels wurden nicht vereinbart. Eine Nichteinigung würde jedoch die Lohnrunde 2014 „stark belasten“, hieß es nach den Verhandlungen jedoch bereits vonseiten der Arbeitgeber.

4. Wie sehen die Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaft bei der Flexibilisierung aus?

Grundsätzlich stimmen beide Seiten zu, dass eine Flexibilisierung der Arbeitszeit eine Notwendigkeit ist. Die Arbeitgeber wollen dafür ein Zeitkonto einführen, mit dem 167,4 Stunden „angesammelt“ und per Zeitausgleich wieder zurückgegeben werden können. Beim Ansammeln dieser Zeit soll es jedoch – anders als bisher – keine Zuschläge geben, wenn mehr als 38,5 aber weniger als 45 Stunden gearbeitet wird. Die Gewerkschaft will diesem kompletten Entfall der Zuschläge jedoch keinesfalls zustimmen. Dies wäre eine „Abwälzung der Auftragsschwankungen auf die Arbeitnehmer“, heißt es. Vorstellbar wäre allenfalls eine Kürzung der Zuschläge – etwa von 50 auf 25Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2013)

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