Tobias Natter ist nicht mehr Direktor des Leopold-Museums. Und das ist vor allem eines: schade.
Er war der würdige Nachfolger von Rudolf Leopold: Tobias Natter ist ein international anerkannter Experte für Wien um 1900, Spezialgebiet Klimt. Glück aber scheint ihm dieser nicht zu bringen. Trotz Expertise scheiterte der eloquente Kunsthistoriker bei seiner Bewerbung für die Direktion des Belvedere, Husslein bekam den Job. Natter verließ das Museum, ging ins Exil, erst in die USA, dann nach Vorarlberg, wo er das Landesmuseum leitete.
Dann ging ein Traum in Erfüllung, das Leopold-Museum sei perfekt für ihn, weiß er. Das war es auch, von seiner Sammlung her. Aber das Team dort ist klein, die wahre operative Macht liegt beim Vorstand, nicht bei den Direktoren – und von diesen gibt es zwei. Neben Natter noch den kaufmännischen Leiter, Peter Weinhäupl – der von dem Ehrgeiz getrieben wird, der die meist aus Ministerien oder der verstaatlichen Wirtschaft rekrutierten kaufmännischen Direktoren von Museen oft befällt. Sie werden selbst kuratorisch oder künstlerisch tätig.
Weinhäupl kuratierte selbst, gründete das Klimt-Zentrum am Attersee und erlangte zuletzt das, wovon alle Klimt-Experten träumen – das Vertrauen einer reichen Erbin von Klimt-Hauptwerken. Wie und warum Ursula Ucicky gerade Weinhäupl und seine Familie dafür auserwählte, ihr Erbe zu verwalten, sei dahingestellt. Dass sich alle, die ihr Leben Klimt gewidmet haben, inklusive aller Museumsdirektoren, darüber giften, ist nur logisch.
Dass Tobias Natter aus einem anscheinend sehr wehen Bauch heraus für alle überraschend die Entscheidung getroffen hat, hier nicht mehr arbeiten zu können, ist traurig. Für das Leopold-Museum aber ein Drama. Er war der beste Direktor, den es haben konnte. Und wohl auch der sensibelste.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2013)