Kärnten: Schalli wechselt vom Team Stronach zur FPÖ

Kaernten Schalli wechselt Team
Kaernten Schalli wechselt Team(c) APA (Gert Eggenberger)
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Der Abgeordnete wird wegen "schwerwiegender Angelegenheiten aus der Vergangenheit" aus der Partei ausgeschlossen. Das Team Stronach verliert damit seinen Klubstatus.

Der Kärntner Landtagsabgeordnete Siegfried Schalli hat Mittwochvormittag seinen Austritt aus dem Landtagsklub des Team Stronach bekannt geben. Schalli begründete seine Entscheidung mit "schweren innerparteilichen Attacken" gegen seine Person. So habe der abgesetzte Landesparteiobmann Gerhard Köfer ihm unlängst eine rund 18 Jahre zurückliegende Verurteilung vorgehalten. "Da wurde von schwerem Betrug geredet, was überhaupt nicht den Tatsachen entspricht", so Schalli. Zudem sei die Causa verjährt und dürfe ihm nicht vorgeworfen werden. Er werde daher rechtliche Schritte gegen Köfer ergreifen.

Der zweite Grund sei ein privater: "Herr Köfer hat im Sommer ein Verhältnis mit meiner Frau angefangen." Er, Schalli, habe von seiner Tochter den Schriftverkehr zwischen seiner Frau und Köfer ausgehändigt bekommen. Der Abgeordnete wirft Köfer zudem vor, mit dem Landesrats-Dienstwagen in seiner Dienstzeit zu einem Schäferstündchen nach Villach gefahren zu sein. Köfer bestreitet das. Er sei bei einem Termin gewesen, was sowohl sein persönlicher Referent als auch sein Büroleiter bestätigen könnten. "Ich werde diesen Herrn klagen, ich lasse mir das nicht gefallen."

"Unabhängiger Mandatar" im blauen Klub

Ob er weiterhin Parteimitglied bleibt, wollte Schalli zunächst selbst entscheiden. Dazu kam es aber nicht: Fast zeitgleich zu seiner Pressekonferenz gab Landesparteiobfrau Andrea Krainer per Aussendung bekannt, dass Schalli "mit sofortiger Wirkung aus der Stronach-Bewegung ausgeschlossen" sei. Denn der Politiker habe gegenüber der Bundes- und Landespartei "schwerwiegende Angelegenheiten aus der Vergangenheit" verheimlicht.

Kurz darauf trat Schalli gemeinsam mit FPÖ-Kärnten-Chef Christian Ragger und FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz bei einer Pressekonferenz auf. Dort verkündete er, ab sofort Teil des freiheitlichen Klubs zu sein.Zum einen habe er viel Übereinstimmung mit den Positionen der Freiheitlichen gefunden, zum anderen "ist das Leben als wilder Abgeordneter im Landtag nicht leicht", begründete Schalli seinen Schritt. "Es ist unser Ziel, jeden vernünftigen Politiker zur FPÖ zu ziehen und die vernünftigen Kräfte des Landes zu bündeln", sagte Ragger. Schalli sei als "unabhängiger Mandatar" in den freiheitlichen Klub aufgenommen worden.

Schallis Noch-Ehefrau dementierte übrigens am Mittwoch ein Verhältnis mit Köfer. Sie hätten lediglich einen "losen E-Mail-Kontakt" gehabt. Das sei jedenfalls kein Grund zur Zerrüttung der Ehe gewesen. Auch Köfer erklärte, er habe kein Verhältnis mit Schallis Frau gehabt.

Team Stronach verliert Klubstatus

Das Team Stronach verliert durch Schallis Aus- bzw. Übertritt den Klubstatus im Landtag - denn es ist nur mehr zu dritt vertreten. Damit gehen auch rund 76.000 Euro an Klub- und etwa 200.000 Euro an Parteienförderung pro Jahr verloren. Zudem gilt die Partei damit künftig - wie das BZÖ - nur noch als Interessensgemeinschaft.

Seit Längerem waren im Kärntner Team die Wogen hoch gegangen: Parteigründer Frank Stronach hatte ja Gerhard Köfer als Landesparteichef abgesetzt und Schalli zu dessen Nachfolger erklärt. Köfer hatte daraufhin mit der Abspaltung gedroht. Bei einer Sitzung des Bundesdirektoriums in der Vorwoche in Salzburg war das "Kärntner Chaos" schließlich neuerlich Thema. Das Ergebnis: Krainer wurde zur interimistischen Landesobfrau gewählt.

(Red./APA)

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