Norbert Hofer: "Ich bin der Cockerspaniel der FPÖ"

Norbert Hofer, FPÖ, Martin Graf
Norbert Hofer, FPÖ, Martin Graf(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Was Norbert Hofer, neuer Dritter Präsident des Nationalrats, von seinem Vorgänger Martin Graf unterscheidet. Und warum er selbst einmal einen Ordnungsruf provoziert hat.

Die Presse: Was unterscheidet Sie von Ihrem Vorgänger?

Norbert Hofer:
Wir sind von der Persönlichkeitsstruktur her unterschiedlich. Martin Graf ist ein angriffiger Kämpfer. Ich bin – wenn man es mit Hunderassen vergleicht – ein Cockerspaniel.

Also eher harmlos.


Man muss wissen, dass der Cockerspaniel sehr bissig sein kann.

Aber er verursacht keine tiefen Wunden.

Richtig.

Und ideologisch?

Ich tue mir leicht, mich sehr stark mit den Inhalten der FPÖ zu identifizieren, weil ich für die Programmarbeit hauptverantwortlich war – und auch für das „Handbuch freiheitlicher Politik“.

Als Burschenschafter sind Sie bisher nicht in Erscheinung getreten.

Ich bin aber Ehrenmitglied bei der Marko Germania in Pinkafeld.

Wie stehen Sie zum Thema Ausländer?

Ich habe viele Freunde, die aus dem Ausland nach Österreich gekommen sind. Ich glaube, man muss immer den einzelnen Menschen beurteilen, niemals die Gruppe. Ich bin dafür, dass wir Menschen, die Asyl benötigen, Schutz geben, hingegen bei jenen, die einwandern, schauen, ob sie Qualifikationen haben, die hier nachgefragt sind.

Das sagen die Grünen auch.

Die sagen, dass jeder, der nach Österreich kommen will, auch hier sesshaft werden kann.

Eine Wahlrede von Heinz-Christian Strache auf dem Viktor-Adler-Markt klingt aber ganz anders.

In einer Wahlrede formuliert man die Dinge auch anders. Ein Wahlkämpfer polarisiert viel stärker als jemand, der gerade zum Dritten Präsidenten gewählt wurde.

Sie sollen das freundliche Gesicht der FPÖ repräsentieren?

Niemand in der Politik überlebt, wenn er nur freundlich ist. Das funktioniert nicht. Es gibt Momente, in denen man auch harte Entscheidungen treffen muss, die nicht populär sind. Der Ausschluss von Werner Königshofer war so ein Moment. Auch in Verhandlungen mit anderen Parteien muss man sehr konsequent sein. Aber man sollte niemanden beleidigen.

Apropos beleidigen: Wie viele Ordnungsrufe haben Sie als Abgeordneter bekommen?

Einen von Martin Graf. Der war aber vereinbart. Er hat gesagt, er müsse als Präsident einmal einem Freiheitlichen einen Ordnungsruf geben. Ich sollte etwas sagen, damit er das machen kann. Ob ich einen zweiten bekommen habe, weiß ich jetzt gar nicht mehr.

Und wie wollen Sie das als Präsident handhaben?

Ich glaube, ich werde nicht sehr streng sein. Für mich ist die freie Rede etwas sehr Wichtiges, die sollte man nicht zu stark beschränken. Natürlich wird es, wenn es beleidigend wird, einen Ordnungsruf geben.

Es gibt die Idee, dass es bei Ordnungsrufen Geldstrafen geben soll. Halten Sie das für sinnvoll?

Ich glaube, dass das gar nicht notwendig ist. Ein Ordnungsruf ist für die meisten Mandatare ohnehin etwas Unangenehmes.

In welche Richtung soll sich das Parlament verändern?

Wesentlich ist, dass man den Legislativdienst weiter ausbaut. Derzeit bekommt das Parlament Vorlagen aus den Ministerien, die hier ein bisschen abgeändert werden. Man muss die Ressourcen so ausbauen, dass Mandatare und Klubs viel mehr Initiativanträge einbringen können.

Das ist realistisch?

Ich glaube, dass Barbara Prammer und Karlheinz Kopf da ähnlich denken und dass es möglich ist, die finanziellen Mittel frei zu machen, wenn man sich einig ist.

Martin Graf hatte ein problematisches Verhältnis zu Barbara Prammer. Sie auch?

Nein, überhaupt nicht.

Sie hatten einen schweren Paragleiter-Unfall, es bestand die Gefahr, dass Sie querschnittgelähmt bleiben. Wie verändert man sich nach so einem Erlebnis?

Die ersten zwei, drei Wochen sind besonders schlimm. Da hat man viel Zeit, um nachzudenken, wie das Leben weitergehen soll. Was die Politik anbelangt, war ich in jungen Jahren der typische ehrgeizige Politiker. Das hat sich nach dem Unfall geändert. Ich bin nicht mehr bereit, für die Politik alles zu opfern. Dieser übertriebene Ehrgeiz, alles erreichen zu wollen, ist auch weg. Seither geht vieles leichter von der Hand.

Und Sie erreichen alles.

Ja, das ist tatsächlich so.

Ist man gelassener?

Na ja, der Alltag holt dich genauso ein. Man ärgert sich über Kleinigkeiten, wie man das vorher gemacht hat. Man ist nicht ein völlig neuer Mensch. Aber die eigene Endlichkeit ist einem schon bewusst, man erlebt viele Dinge stärker und genießt viel mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2013)

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