ORF: Ablöse der Direktoren kostet bis zu acht Millionen

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ALEXANDER WRABETZ ORF(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Die Amtszeit der ORF-Geschäftsführung läuft noch bis Ende 2016. Eine vorzeitige Abberufung würde dem öffentlich-rechtlichen Sender teuer kommen, sagt Alexander Wrabetz.

Eine vorzeitige Ablöse der ORF-Geschäftsführung und -Direktoren könnte den öffentlich-rechtlichen Sender bis zu acht Millionen Euro an Abschlagszahlungen kosten. Dies erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Interview mit der Tageszeitung "Österreich" (Sonntagsausgabe). "Mit dem gesamten Team käme es in diese Größenordnung", so Wrabetz.

Die Amtszeit der 2011 gewählten ORF-Geschäftsführung läuft noch bis Ende 2016. Seit mehreren Wochen kursieren freilich SPÖ-ÖVP-Pläne, wonach es an der ORF-Spitze wegen der Unzufriedenheit mit der Wahlberichterstattung Änderungen geben soll. ORF-Chef Wrabetz glaubt aber nicht, "dass eine Ablöse ernsthaft diskutiert wird".

ORF-Doppelspitze "wäre absurd"

Laut Wrabetz stehe der Sender wirtschaftlich "sehr gut" da, und die Wahlberichterstattung des ORF sei letztlich "nicht verhandelbar". Es gebe derzeit jedenfalls keinen Grund für Veränderungen. "Wir kämpfen jetzt um die uns zustehende Gebührenrefundierung und drehen jeden Cent zweimal um, da kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand ernsthaft Millionenablösen für die vorzeitige Abberufung von Landesdirektoren und Geschäftsführung zahlen will." Und eine "Doppelspitze von zwei Generaldirektoren, die wie siamesische Zwillinge agieren, wäre absurd", so Wrabetz.

ORF-Aufträge an Lindners Lebensgefährten

Das Nachrichtenmagazin "profil" berichtet unterdessen in seiner aktuellen Ausgabe über weitere Details der Auftragsvergaben unter der früheren ORF-Generaldirektorin und nunmehrigen wilden Nationalratsabgeordneten Monika Lindner. Lindners Lebensgefährte, der Werber Günter Lebisch, hatte während Lindners ORF-Tätigkeit wiederholt Beratungsaufträge erhalten. Die ORF-Revision wurde vergangene Woche mit der Prüfung der Vorgänge beauftragt.

Laut "profil" sollen erste Aufträge an Lebischs Agentur bereits Mitte der 1990er-Jahre bei der Gründung des "Willkommen Österreich"-Clubs erfolgt sein. Lebischs Agentur soll damals die Clubzeitung hergestellt haben, Lindner war Sendungsverantwortliche der Vorabendleiste.

Während Lindners Amtszeit als niederösterreichische Landesdirektorin soll Lebisch Slogans für eine Verkehrssicherheitsaktion, die laut "profil" vom ORF Niederösterreich und der Landesregierung in Auftrag gegeben wurden, beigesteuert haben. Darüber hinaus habe der Werber einen Spot für Führerscheinneulinge und einen TV-Spendenaufruf für das Stift Herzogenburg produziert.

Als Lindner 2002 schließlich ORF-Generaldirektorin wurde, wurde Lebisch mit diversen Image-Kampagnen und der Überarbeitung von Logos, Briefpapier und anderen Drucksorten beauftragt. Die Auftragsvergabe erfolgte über die ORF-Grafik sowie über das ORF-Marketing - beide Abteilungen waren Lindner unterstellt.

Der damalige Marketingleiter und heutige ORF-Online-Chef Thomas Prantner erklärte gegenüber "profil", dass die Beschäftigung von Lebischs Agentur auf Anweisung Lindners erfolgte. "Markenführung war Chefsache, und so war es nicht ungewöhnlich, dass auf Wunsch von Generaldirektorin Lindner die Agentur Lebisch bei den meisten Kampagnen eingesetzt wurde. Dies war eine klare Entscheidung und Vorgabe von Frau Dr. Lindner, die von allen akzeptiert wurde.“ Die Zusammenarbeit mit Lebisch sei friktionsfrei und professionell verlaufen. Ob die Honorare angemessen waren, könne er nicht beurteilen, da er dafür nicht zuständig war, so Prantner.

(APA)

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