Lon Snowden hat kein Vertrauen in die deutsche Bundesregierung. Diese lehnte es am Mittwoch erneut ab, dem NSA-Whistleblower Asyl zu gewähren. Befragen möchte man ihn allerdings schon - in Russland.
Soll Deutschland dem NSA-Aufdecker Edward Snowden eine Aufenthaltsmöglichkeit gewähren? Seit Tagen wird über diese Frage heftig debattiert. Nun meldete sich Lon Snowden, der Vater des in Russland temporäres Asyl genießenden Ex-NSA-Mitarbeiters zu Wort - und er warnte seinen Sohn, nach Deutschland zu gehen: "Als Vater würde ich ihm abraten", sagte Lon Snowden im Interview mit dem "Stern".
Er habe wenig Zutrauen zur Politik der deutschen Bundesregierung: Diese habe sich über die Abhöraffäre erst empört, als bekannt wurde, dass auch das Telefon der Kanzlerin ausgespäht worden sei: "Ist deren Privatspähre wichtiger als die aller anderen?", fragt Lon Snowden.
Innenminister: Befragung in Russland prüfen
Zahlreiche Oppositionspolitiker und Prominente in Deutschland haben sich dafür ausgesprochen, Edward Snowden Asyl oder zumindest ein Aufenthaltsrecht zu gewähren. Führende Vertreter der Bundesregierung sind aber dagegen, vor allem, um die Beziehungen mit den USA nicht zu belasten. Dort wird Snowden wegen Geheimnisverrats per Haftbefehl gesucht.
Die Bundesregierung würde Snowden allerdings gerne durch deutsche Ermittler über die NSA-Spähaktivitäten in Deutschland ausfragen - allerdings nicht in Deutschland, sondern in Russland. Derzeit werde geprüft, wie dies bewerkstelligt werden könnte, sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Mittwoch in Berlin. Asyl für Snowden schloss Friedrich erneut explizit aus.
"Er konnte mit diesem Wissen nicht leben"
Lon Snowden stellte seinen Sohn im "Stern"-Interview als Menschen mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn dar: Schon als Kind habe dieser ein Gespür dafür gehab, was richtig und was falsch sei. Aus diesem Grund habe Edward Snowden auch sein Wissen über die Abhörpraxis der NSA und anderer Geheimdienste öffentlich machen müssen: "Er konnte nicht einfach so weiterleben mit den Erkenntnissen, die er gewonnen hatte, er musste sie teilen."
Wie die USA ihre ''Freunde'' ausspionieren
Snowden, ein ehemaliger Mitarbeiter der NSA, war Ende Mai von Hawaii zuerst nach Hongkong geflohen. Von dort aus hat er über internationale Zeitungen, vor allem den britischen "Guardian", begonnen, geheime Abhörprogramme der NSA und befreundeter Geheimdienste zu enthüllen. Die USA stellten daraufhin einen Haftbefehl aus und erklärten seinen Pass für ungültig. Dennoch gelang es Snowden, mit der russischen Aeroflot nach Moskau zu fliegen. Dort saß er wochenlang am Flughafen Scheremetjewo fest, bis man ihm temporäres Asyl gewährte.
Italiens Ex-Außenminister Franco Frattini hat in der NSA-Affäre volles Vertrauen in die USA. Das Ausspähen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sei aber illegal, meinte er im "Presse"-Interview.
Wegen der NSA-Affäre misstrauen 61 Prozent der Deutschen den USA. Präsident Barack Obama, einst der Liebling der Bundesbürger, stürzte in seinen Beliebtheitswerten geradezu dramatisch ab.
Die britische Regierung behauptet, Berichte über die Abhörprogramme der Geheimdienste würden Terroristen und Pädophilen nützen. Zuvor hatte sie schon Druck auf Medien ausgeübt, von weiteren Enthüllungen abzusehen.
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