Postfach 555 in 1008 Wien: Das Postamt des Nihilismus

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Er habe da, schreibt ein „Presse“-Leser, eine Entdeckung gemacht.

Dass nämlich etliche Institutionen, die ihm Informationen über ihre Dienste und Produkte zukommen lassen, auch eine Adresse für Retouren angeben – und dass die bei so verschiedenen Einrichtungen wie einer Lotterieannahmestelle, einer Hilfsorganisation und sogar bei den Österreichischen Bundesbahnen ident ist: Postfach 555, 1008 Wien. Interessant, nicht?

Nun weiß man, dass die erste Stelle der Postleitzahl die Leitzone, also die entsprechende Region, angibt. In diesem Fall wäre das also Wien. Allein, hier bezeichnen die zweite und die dritte Stelle von 01 bis 23 den Bezirk. Besagtes Postamt müsste sich demnach im nullten Bezirk befinden. Ha, Freund der Würmer, kommt nun sicher die Entgegnung – es gibt Ausnahmen. Der Flughafen Wien-Schwechat ist mit 1300 mitnichten der 30.Bezirk, und das Vienna International Centre, bekanntlich auch kein Bezirk der Stadt, darf ja auch die 1400 führen. Korrekt. Und 1008 ist auch eine solche Ausnahme. Allerdings ist das dahinterliegende Postamt nicht unbedingt eines, in das man schnell geht, um ein Brieflos zu kaufen. Vielmehr ist das Postfach 555 in 1008 Wien eine virtuelle Adresse, die die Retoursendung ins Altpapier befördert. Persönlich adressierte Massensendungen, die der Absender nicht zurückgeschickt haben möchte, können mit dieser Retouradresse billiger verschickt werden.

Wer hingegen ein Poststück mit einem Stempel vom Postamt 2008 Wien findet, darf sich freuen. Denn da diese Aufgabestelle nur während der Fußball-EM 2008 in der HalleD am Messegelände für internationale Fernsehmitarbeiter eingerichtet worden war, haben hier gestempelte Briefe einen gewissen Sammlerwert. Ja, und dann wäre da noch das Postamt 1136 Wien. Dort ist der ORF zu Hause. Und auch die Kasperlpost – die gibt es übrigens immer noch, wenn sie auch mittlerweile um die Mailadresse servuskasperl@orf.at ergänzt wurde. Apropos, ist von dort eigentlich schon jemals irgendetwas zurückgekommen?

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2013)

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