Sparkassenverband: "Kalte Enteignung der Sparer"

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Eine bessere Verzinsung für die Sparer sei durch de Leitzinssenkung in weite Ferne gerückt, kristisiert Generalsekretär Ikrath und warnt vor Blasen durch spekulative Investments.

Die gestrige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent sorgt weiter für Reaktionen. Der Generalsekretär des österreichischen Sparkassenverbands, Michael Ikrath, zeigt Unverständnis: "Die kalte Enteignung der Sparer geht weiter. Die argumentierten Impulse für die Wirtschaft kommen an der falschen Stelle an", so Ikrath am Freitag in einer Aussendung.

Er sehe die Gefahr, dass Privatpersonen nunmehr vermehrt zu spekulativen Investments greifen, um zu schnellem Geld zu kommen. "Wir bauen schon wieder neue Blasen auf, die ein hohes Risiko in sich tragen und ähnliche Folgen wie die Krisen von 2008/10 nach sich ziehen können", warnt Ikrath. Insgesamt würden die Sparguthaben durch das Rekordtief bei den Zinsen "laufend entwertet" und Pensions- und Altersvorsorge "ad absurdum" geführt. 64 Mrd. Euro und somit fast ein Drittel der privaten Einlagen in Österreich bei den Banken liegen laut OeNB auf täglich fälligen Konten, weitere 47 Prozent auf Sparkonten bis zu zwei Jahren.

Häuslbauer profitieren

Für täglich fällige Spareinlagen erhielten Sparer schon vor der Leitzinssenkung im Schnitt nur 0,125 Prozent. "Die Sparzinsen werden nicht viel weiter nach unten gehen können, weil wir dann in den Bereich negativer Zinsen kämen, und das werden wir in Österreich nicht erleben. Aber es führt dazu, dass eine Trendwende für die Sparer zu einer besseren Verzinsung in noch weitere Ferne gerückt ist", sagte Ikrath im Ö1-"Mittagsjournal". Negativzinsen auf Spareinlagen schloss Ikrath aber aus, das hatten am gestrigen Donnerstag schon eine Reihe von Großbanken im APA-Rundruf getan. Eine negative Verzinsung würde bedeuten, dass Sparer etwas zahlen müssten, um Geld auf einem Sparbuch parken zu dürfen.

Billigere Kredite dürfe es für private Haushalte und Sparer offenbar nicht geben. Die Kreditzinsen in Österreich seien bereits sehr niedrig - und damit auch die Margen der Sparkassen: "Das heißt, wir verdienen in unserem Brot- und-Butter-Geschäft kaum mehr die Risikokosten, die wir aus dem Kreditgeschäft haben", so der Sparkassen-Generalsekretär.

(APA)

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