Finanzchef verließ Baumax nach nur einem Monat

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THEMENBILD: KRISE IN UNGARNAPA/ROBERT JAEGER
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Marcus Pechlaner, neuer Finanzvorstand der defizitären Baumarktkette, hat seinen Posten wieder geräumt.

Wien. Nicht einmal einen vollen Monat hat es ihn im Unternehmen gehalten. Am ersten Oktober hatte Marcus Pechlaner, ehemaliger Finanzvorstand der Constantia Flexibles und Wirtschaftsprüfer bei Ernst & Young, sein schweres Amt als Finanzvorstand bei der defizitären Baumarktkette Baumax angetreten. Wie „Die Presse" nun aus informierten Kreisen erfuhr, hat Pechlaner das Unternehmen vor zwei Wochen bereits wieder verlassen. Das wurde am Montag von Baumax bestätigt.
Als Grund für den Weggang Pechlaners nennt Baumax „persönliche Gründe". Er selbst war am Montag für keine Stellungnahme erreichbar. Die Suche nach einem Nachfolger laufe, heißt es bei Baumax, ein konkreter Kandidat sei aber noch nicht in Sicht. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Kandidaten für den Job des Finanzvorstandes nicht Schlange stehen werden. Im September erst hat Baumax Einblick in die Bilanz von 2012 gegeben. Mit gutem Grund hatte man mit der Veröffentlichung so lange gewartet: Der Verlust hatte sich von 47,2 auf 126 Mio. Euro 2012 mehr als verdoppelt. Auch der Gruppenumsatz lag mit 1,2 Mrd. Euro um rund vier Prozent unter dem des Jahres 2011. Baumax-Chef Martin Essl selbst sprach angesichts dieser Zahlen von einem „annus horribilis", einem Horrorjahr für den Konzern.

Tropfen auf den heißen Stein

Ein Blick in die Bücher zeigt überdies, dass Baumax nur mehr eine sehr dünne Eigenkapitaldecke hat. Schuld daran sind vor allem die Osteuropatöchter. Baumax ist dort in sieben Ländern mit 94 Standorten vertreten. Viele der Tochtergesellschaften schreiben Verluste und weisen ein negatives Eigenkapital auf, etwa die Baumax Romania. Baumax Österreich hingegen war 2012 mit einem Gewinn von 28 Mio. Euro vor Steuern profitabel - ein Tropfen auf den heißen Stein. Angesichts der 569 Mio. Euro Bankschulden der Gruppe, die nach wie vor im Besitz der Familie Essl ist, wurde Ende 2012 mit den Gläubigerbanken Bank Austria, Erste Bank und Raiffeisen ein Restrukturierungsplan vereinbart.
Die Einhaltung desselben wurde als Bedingung für die Stundung der Kreditzinsen für drei Jahre und eine Geldspritze von 80 Mio. Euro vorausgesetzt. Die Familie Essl hatte davor bereits 52 Mio. Euro eingeschossen. In dem vereinbarten „Korridor, der nicht bis auf die Nachkommastelle festgelegt ist", bewege sich Baumax plangemäß, insofern sei man nach wie vor optimistisch, dass die Sanierung auf Schiene sei, heißt es bei einer der Gläubigerbanken.
Die Kostenseite habe der Konzern gut im Griff, aber natürlich sei der straffe Sanierungsplan bei dieser Konjunkturlage nicht einfach. Für den Fall des Falles haben sich die Banken entsprechende Sicherheiten verschafft.

Marke an Banken verpfändet

So wurden die Marke Baumax und die Rechte auf den Webnamen sowie das gesamte Immobilienvermögen der Gruppe im In- und Ausland an die Kreditinstitute verpfändet. Eigentümerin von Baumax ist aber weiterhin die Familie Essl, die das Unternehmen über zwei Stiftungen und die Baumax-Anteilsverwaltung hält.
Der Restrukturierungsplan sieht vor, dass die Gruppe bereits heuer ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 27,6 Mio. Euro erreichen muss. Angesichts des auch wetterbedingt schwachen ersten Halbjahres (langer Winter, Hochwasser, heißer Sommer) wird das ein schwieriges Unterfangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2013)

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