"Schreibt keinen Bullshit": Bankern droht Chat-Verbot

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Regulierer durchforsten immer wieder die elektronische Kommunikation von Händlern - und finden Beweise für Fehlverhalten.

Großbanken erwägen, Händlern die Kommunikation mit Kollegen bei anderen Banken über elektronische Chat-Rooms zu verbieten. Das erfuhr Bloomberg News aus informierten Kreisen. Hintergrund ist wohl die zunehmende Überwachung der schriftlichen Kommunikation von Bank- Händlern durch die weltweiten Aufsichtsbehörden. Bei der US-Bank JP Morgen soll eine Entscheidung wohl bis Anfang 2014 fallen.

Laut "Wall Street Journal" setzen sich derzeit auch Barclays, UBS und Citigroup mit dem Thema auseinander. Regulierer hatten zuletzt verstärkt die elektronische Kommunikation von Händlern in der Branche durchforstet und diese als Beweismittel für Fehlverhalten bei Ermittlungen verwendet - etwa bei Untersuchungen zu Manipulationen von Benchmark- Zinssätzen und am Devisenmarkt. Barclays, UBS und RBS gehören zu einer Gruppe von Banken, gegen die bislang schon Strafen von rund 3,7 Milliarden Dollar wegen Manipulationen beim Libor verhängt worden sind.

"Brauchen höhere Standards"

JPMorgan-Chef Jamie Dimon hatte seine Mitarbeiter bereits zur Vorsicht im Schriftverkehr aufgefordert. "Übertreibt nicht, grübelt nicht herum, schreibt keinen Bullshit", erklärte der 57-Jährige bei einem Treffen in den Londoner Büros vergangene Monat, wie ein Teilnehmer gegenüber Bloomberg News berichtete. "Ich meine das ernst. Wir alle brauchen höhere Standards." Offiziellen Kommentar gibt es von keiner der betroffenen Banken.

Eine Instant-Messaging-Gruppe, die Händler von Banken wie Citigroup, RBS und Barclays umfasste, wird derzeit von den Aufsichtsbehörden unter die Lupe genommen. Es gehe um mögliche Manipulationen am Devisenmarkt. Über mindestens drei Jahre hinweg sollen die Händler demnach über das Bloomberg-Terminal Details zu ihren Positionen und Kundenaufträgen ausgetauscht und dann Handels-Transaktionen abgeschlossen haben - bevor die Benchmarks festgesetzt wurden.

"Das Kartell"

Die Messaging-Gruppe wurde als "Das Kartell" bezeichnet, wie zwei Händler berichteten. Die vier Banken stehen hinter mehr als 40 Prozent des Handels auf dem Devisenmarkt, der auf ein tägliches Volumen von 5,3 Billionen Dollar kommt.

Artikel im "Wall Street Journal"

(Bloomberg)

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