Einige Investoren erzielten mit der Hypo eine gute Rendite. Dies war der Verdienst von Tilo Berlin. Dieser sagte vor Gericht als Zeuge aus.
Wien. Das mediale Interesse war groß, als Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin am Dienstag im Prozess Bayerische Landesbank gegen die Hypo-Mitarbeiterstiftung als Zeuge befragt wurde. Doch gleich zu Beginn machte Tilo Berlin über seinen Anwalt und Bruder, Malte Berlin, deutlich, dass er von sich keine Fotos und Filmaufnahmen wolle.
Tilo Berlin war im Zusammenhang mit der Hypo in verschiedenen Funktionen aktiv. Er hatte eine Investorengruppe, die Ende 2006 bei der Hypo einstieg. Die Investoren verkauften die Anteile später gewinnbringend an die BayernLB. Die Bayern machten Tilo Berlin später zum Hypo-Chef.
Seinen derzeitigen Beruf gab der Ex-Banker mit „Vermögensverwalter“ an. Vor Gericht sagte er aus, dass er 2006 für seine Kunden auf der Suche nach guten Renditen gewesen sei. Man wurde auf die Hypo aufmerksam, weil diese in der Wachstumsregion Südosteuropa tätig war. Die Investoren wollten die Hypo-Anteile später über die Börse verkaufen.
Doch dann kam überraschend die BayernLB dazwischen. Die Bayern hatten sich ursprünglich für die Bawag interessiert. Auf Wunsch der BayernLB hätte er sogar Bawag-Chef werden sollen, sagte Tilo Berlin. Doch nachdem die Bayern bei der Bawag nicht zum Zug gekommen waren, übernahmen sie die Mehrheit an der Hypo. Von Juni 2007 bis April 2009 war Tilo Berlin Chef des Klagenfurter Instituts. Während seiner Zeit habe es drei Phasen gegeben: Euphorie, Ernüchterung und Krise. Zunächst lief das Projekt „jointly successful“. Damit sollte die Hypo in die BayernLB integriert werden.
2008 brach aber die Finanz- und Wirtschaftskrise aus und in der BayernLB gab es einen Vorstandswechsel. Unter der neuen Führung habe es laut Tilo Berlin für die Hypo keine Zukunft mehr gegeben. Es habe „keine Liebe“ mehr für die Hypo gegeben. Die BayernLB wollten bei der Tochter eine drastische Reduktion des Geschäftsvolumens und den Abbau von 2500 Mitarbeitern durchsetzen. Tilo Berlin freundete sich mit diesem Projekt nicht an. Er schied im April 2009 aus der Bank aus.
Im Dezember 2009 übernahm Österreich von der BayernLB den Hypo-Anteil zum Preis von einem Euro. Bislang steckte der Steuerzahler 3,8 Milliarden Euro in die Sanierung der Bank. Heuer und in den nächsten Jahren sind weitere Milliarden notwendig.
Strafverfahren in Klagenfurt
Bei der gestrigen Befragung entschlug sich Tilo Berlin der Aussage zum Thema Hypo-Vorzugsaktien und den damit verbundenen Nebenabsprachen. Denn am 18. November beginnt dazu in Klagenfurt ein Strafverfahren. In einer Sachverhaltsdarstellung warf Tilo Berlin jüngst früheren BayernLB-Managern schweren Betrug vor. Österreich sei bei der Notverstaatlichung der Hypo von Verantwortlichen der BayernLB „unter Druck gesetzt, getäuscht und betrogen“ worden. Auch hätten die Bayern Falschdarstellungen für die Erlangung des staatlichen Partizipationskapitals in der Höhe von 900 Millionen Euro für die Hypo getätigt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2013)