Nach 18 Jahren gibt es einen Wechsel an der Bundesspitze der Organisation. Landau, seit 1995 Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, folgt Franz Küberl nach.
Michael Landau ist wie erwartet der neue Präsident der Caritas Österreich. In der Organisation gibt es damit nach 18 Jahren einen Wechsel an der Spitze. Nachdem der bisherige Direktor Franz Küberl seinen Rückzug angekündigt hatte, wählte die Direktoren-Konferenz am heutigen Mittwoch im Vorarlberger Zwischenwasser Landau als Nachfolger. Landau - seit 1995 Caritasdirektor der Erzdiözese Wien - galt bereits vor der Wahl als Favorit. Zuletzt hatte er sich vor allem mit seinem Engagement für die Asylwerber, die einst die Wiener Votivkirche besetzt hatten, auf sich aufmerksam gemacht.
Entscheidend war die Frage, ob das Amt des Caritas-Chefs nach 18-jähriger Pause wieder von einem Geistlichen besetzt werden soll. Dabei schieden sich zuletzt kirchenintern die Geister. Ein Laie, wie Küberl es war, wäre freilich ganz im Sinne jener Aufwertung der Laien gewesen, um die sich die Amtskirche unter dem neuen Papst Franziskus bemüht. Mit Landau übernimmt nun jedoch ein Priester das Amt.
Landau - ein Spätberufener
Michael Landau wurde am 23. Mai 1960 als Sohn eines jüdischen Vaters in Wien geboren. Der heute 53-Jährige ließ sich erst mit 20 Jahren taufen, studierte neben Biochemie auch Theologie und wurde 1992 zum Priester geweiht. 1995 schaffte er den Sprung zum Wiener Caritas-Direktor und firmierte neben dem scheidenden Österreich-Chef Küberl als Aushängeschild der Hilfsorganisation.
Profiliert hat sich Landau - am 23. Mai 1960 als Sohn eines jüdischen Vaters in Wien geboren - als Verteidiger des Sozialstaates, und ebenso wie Küberl zeigte er keine Scheu, sich mit Politik und Boulevardmedien anzulegen.
"Nächstenliebe ohne Wenn und Aber"
Am Mittwoch zeigte sich Landau in einer ersten Reaktion erfreut und dankbar für das Vertrauen, das ihm die Caritasdirektoren ausgesprochen haben. "Die Aufgabe der Caritas ist Nächstenliebe ohne Wenn und Aber. Wir stehen an der Seite der Armen", erklärte Landau auf die Schwerpunkte seiner Arbeit angesprochen. Er werde "wo notwendig auch beharrlich und unangenehm sein". Neben der Armutsvermeidung und -bekämpfung seien Pflege und Hospiz ein großes Feld. Man werde "mehr europäische Antworten" brauchen und dabei "ein klares Wort nicht scheuen", so der neue Präsident.
Küberl zeigte sich "wahnsinnig froh" über das Wahlergebnis. "Es ist ein sehr guter Weg für die Caritas gestaltet worden", so Küberl. Er wünsche seinem Nachfolger "Gottvertrauen, Menschenvertrauen und Kraft". Ratschläge wollte er ihm nicht erteilen, so Küberl auf entsprechende Frage. Landau sei ohne Zweifel sein Wunschkandidat gewesen. Die Caritas sei nun "in den besten Händen, im besten Herzen und im besten Kopf".
Wahl nicht ohne Gegenstimme
Landau ist für drei Jahre gewählt, die offizielle Amtsübergabe findet am 29. November statt. Entgegen erster Informationen wurde Landau nicht ohne Gegenstimme, sondern laut Küberl mit Zwei-Drittel-Mehrheit der acht anwesenden Direktoren geheim gewählt. Für die Direktorenkonferenz entschuldigt waren Bischof Manfred Scheuer und die burgenländische Direktorin Edith Pinter.
(APA)