Durch Druck zum Aufdecker

Von selbst hätte die SPÖ vermutlich nicht geprüft.

Bürgermeisterkandidat 2015 wird Michael Ludwig wohl nicht mehr, trotzdem ist Imagepflege Pflicht. Mit einigem Stolz gibt der Wohnbaustadtrat nun also den Aufdecker. Durch Stichproben konnte die Stadt zeigen, dass Wiener Wohnen offenbar systematisch von Handwerkern geprellt wird.

Zwei Schönheitsfehler hat die sehr gute Aktion Ludwigs jedoch. Erstens: Von allein wäre die SPÖ eher nicht daraufgekommen. Damit Missstände aufgedeckt werden, brauchte es Druck von der Wirtschaftskammer und grantigen Unternehmern, die bei Aufträgen nicht zum Zug gekommen waren. Und zweitens: Schwächen im Vergabesystem, die Misswirtschaft erleichtern (z.B. betreuen wenige Firmen viele Wohnungen), werden nicht geändert. Das sei zu kompliziert. Das Gegenteil ist aber, wie man nun sieht, auch teuer. Zwar hat Ludwig recht, wenn er sagt, dass nicht der Bestohlene, sondern der Dieb der Schuldige sei. Aber wer seine Brieftasche offen liegen lässt, hat ein Problem. Vor allem, wenn das Geld indirekt dem Steuerzahler gehört.

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2013)

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