Lebensmittelbetrug: EU warnt vor Calamari aus Schweinedärmen

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Bioprodukte, die nicht bio sind, Tierarten, die als andere ausgegeben werden: Der Betrug mit Lebensmitteln in der EU floriert.

Brüssel. Olivenöl, Fisch, Bioprodukte, Getreide, Honig, Kaffee, Tee, Gewürze, Wein und Milch. Diese Lebensmittel gehören zu den am meisten gefälschten und gepanschten in der EU. Und die Zahl der Betrügereien steigt. Das geht aus dem Berichtsentwurf des Ausschusses für Lebensmittelsicherheit des Europaparlaments hervor.
Laut diesem gibt es im Lebensmittelbetrug eine besonders große Bandbreite. Wichtige Inhaltsstoffe würden durch billigere ersetzt, Tierarten in Produkten falsch gekennzeichnet, das Gewicht falsch angegeben, gewöhnliche Lebensmittel als Biolebensmittel verkauft oder Zuchtfisch als Fisch aus Wildfängen ausgegeben.
Offenbar muss man schon froh sein, wenn als Meeresfrüchte ausgewiesene Produkte überhaupt aus dem Meer kommen: In einem Interview mit dem „Spiegel" erwähnte die niederländische Europaabgeordnete Esther de Lange, die den Bericht hat erstellen lassen, Gerüchte, wonach manche Tintenfischringe nicht aus Tintenfisch, sondern aus Schweinedärmen gemacht sein sollen. Auch europäische Supermärkte führen interne Listen mit besonders betrugsgefährdeten Lebensmitteln. Auf diesen stehen Calamari angeblich auf Platz eins.

Als Gründe für das florierende Betrugswesen nannte de Lange den hohen Gewinn bei geringem Risiko, entdeckt zu werden. Es gebe geringe Sanktionen und große Unterschiede zwischen den EU-Ländern. Hinzu kämen Sparmaßnahmen bei den Kontrolleuren und der Druck, den die Händler auf Lieferanten ausüben, Lebensmittel immer billiger herzustellen.

Obwohl die EU insbesondere nach dem Pferdefleischskandal verschärfte Kontrollmaßnahmen eingeleitet hat, fordert die Abgeordnete in ihrem Bericht, die Kontrollen zu erweitern. Der Fokus liege noch zu sehr nur auf Gesundheit und Sicherheit und zu wenig auf Lebensmittelbetrug. Es brauche erst einmal eine EU-weite Definition, was Lebensmittelbetrug überhaupt sei. Die Gesetzgebung sei in Europa „zerstückelt", Betrug viel zu einfach, sagte de Lange.

Meldung bei Betrugsverdacht

Eine Pflicht für Unternehmer, Betrugsverdachtsfälle zu melden, könnte mehr Fälle im Frühstadium aufdecken, heißt es im Bericht. Außerdem sollten die Strafen auf mindestens den doppelten Betrag des mit dem Betrug geplanten Gewinnes erhöht werden.
Als weitere Sanktion soll Unternehmen im Wiederholungsfall die Registrierung entzogen werden können. Ebenfalls empfohlen wird, das Lebensmittel- und Veterinäramt der EU zu stärken. (APA/es)

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