Gewalt in Tripolis: Stadtrat ruft Generalstreik aus

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Rivalisierende Milizen werden in Libyen immer mehr zum Problem. Sie kämpften bei der Revolution gegen Gaddafi und wollen ihre Waffen nun nicht abgeben.

Nach dem Tod Dutzender Demonstranten in Tripolis bemüht sich die libysche Regierung um Ruhe und Stabilität. Ministerpräsident Ali Zeidan rief die Menschen am Wochenende auf, Konfrontationen zu vermeiden. Am Rande der Hauptstadt Tripolis kam es dennoch zu neuen Kämpfen zwischen Milizen. Sechs Menschen starben. Washington und die UNO-Mission UNSMIL äußerten sich besorgt über den jüngsten Gewaltausbruch.

Für Sonntag, Montag und Dienstag rief der Stadtrat von Tripolis zum Generalstreik auf. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Lana berichtete, sollen die Bewohner der Hauptstadt an den drei Tagen die Arbeit ruhen lassen und um die "Söhne Libyens" trauern, die bei den Ausschreitungen am Freitag ums Leben gekommen waren. Zugleich rief der Stadtrat die Menschen zur Zurückhaltung auf, "um die nationale Einheit zu wahren und eine Spaltung des Landes zu vermeiden".

Bei einer Demonstration von Bürgern gegen Milizionäre aus der Stadt Misrata fielen Schüsse. Insgesamt kamen 43 Menschen ums Leben, mehr als 400 wurden verletzt. Am Samstag brachen Kämpfe zwischen rivalisierenden Brigaden in einem Vorort der Hauptstadt Tripolis aus.

Miliz gegen Brigade

Dort waren Milizionäre aus Misrata, die ihren Mitkämpfern in der Hauptstadt zu Hilfe eilen wollten, auf eine Brigade getroffen, die mit dem Militär zusammenarbeitet. Mindestens sechs Menschen wurden lokalen Medien zufolge getötet und Dutzende verletzt. Augenzeugen berichteten von einer massiven Militärpräsenz.

Politiker aus Misrata gaben laut Lana der Stadtverwaltung in Tripolis die Schuld an dem Blutbad. Die Behörden hätten die Demonstranten am Freitag auf andere Plätze lenken und nicht zulassen sollen, dass der Marsch zum Hauptquartier der Brigade geht, hieß es.

Kerry: Neue Gewalt nicht Sinn der Revolution

International wurde die Gewalt scharf kritisiert. US-Außenminister John Kerry rief zum Dialog auf. "Libyer haben ihr Leben in der Revolution 2011 nicht riskiert, um eine Fortsetzung der Gewalt zu sehen", hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. "Libyer haben gekämpft, um ein demokratisches System zu etablieren, in dem die Stimmen der libyschen Bevölkerung auf friedliche Weise Gehör finden."

Die Libyen-Mission der Vereinten Nationen UNSMIL verlangte ein sofortiges Ende des Blutvergießens. Die Libyer sollten ihre Differenzen mit friedlichen Mitteln lösen, hieß es. Auch Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle äußerte sich bestürzt und erklärte: "Die Ereignisse sind ein ernstes Warnzeichen."

Das Problem der bewaffneten Brigaden

Viele libysche "Revolutionsbrigaden", die im Kampf gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi stark wurden, wollen sich bis heute weder entwaffnen noch in den staatlichen Sicherheitsapparat eingliedern lassen. Im Oktober wurde Ministerpräsident Zeidan (Seidan) zeitweise von Bewaffneten entführt.

Vor einer Woche hatten sich rivalisierende Milizionäre in Tripolis bereits heftige Gefechte geliefert. Ein Mann wurde getötet. Auslöser war ein Streit zwischen einem Milizionär aus Misrata und lokalen Milizen an einer Straßensperre.

(APA/AFP/Red.)

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