Asmussen: EZB hat noch Spielraum

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„Für einen Exit zu früh“, so EZB-Direktor Jörg Asmussen. Sollte es erforderlich sein, habe die EZB noch Handlungsmöglichkeiten.

Wien. Die EZB steht nach Einschätzung von Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen trotz Gefahren durch eine längere Niedrigzinsphase nicht vor einer Kehrtwende ihrer Geldpolitik. „Es ist richtig – wenn Zinsen zu lange zu niedrig sind, dann schafft das neue Risken, die man dann im Auge behalten muss“, sagte Asmussen in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem ORF-Mittagsjournal. Als Risken einer Niedrigzinspolitik gelten in der Regel Inflation sowie eine verzerrte Preisstruktur. Das werfe auch die Frage nach einem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik auf. „Es ist für einen Exit eindeutig noch zu früh – wir sind in einer anderen Phase des Konjunkturzyklus als beispielsweise die USA. Wir haben angekündigt, dass unsere Geldpolitik so lange wie nötig expansiv bleibt“, sagte Asmussen.

Zins zuletzt gesenkt

Sollte es erforderlich sein, habe die EZB noch Handlungsmöglichkeiten. „Dabei ist ein mögliches Instrument, auch sogenannte negative Einlagenzinsen zu nutzen. Ich wäre mit diesem Instrument in der Tat sehr sehr vorsichtig – will es aber nicht grundsätzlich ausschließen“, sagte der EZB-Direktor. Negative Einlagezinsen sollen die Banken dazu animieren, mehr Kredite auf Basis ihrer Reserven zu vergeben – statt diese Reserven bei der EZB anzulegen (was ein Zeichen von schlechter Konjunktur und Misstrauen im Markt ist).

Die Gefahr einer Deflation in der Eurozone sehe Asmussen allerdings derzeit auch nicht. Die EZB hat zuletzt ihren Leitzins überraschend auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Die US-Zentralbank Federal Reserve hält den Zins schon länger auf diesem Niveau. Bei 0,25 Prozent ist in der Regel das Maximum an konventionellen Lockerungsmitteln erreicht. (APA/jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2013)

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