"Krisengejammer": Wifo widerspricht OECD

PK WIFO/IHS : 'KONJUNKTURPROGNOSE  2013 UND 2014'
PK WIFO/IHS : 'KONJUNKTURPROGNOSE 2013 UND 2014'APA/ROBERT JAEGER
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Das Wifo sieht für Österreich ein Wachstumspotential von 1,7 Prozent, die OECD hat zuletzt nur 1,4 Prozent vorausgesagt.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat am Mittwoch seine Mittelfrist-Prognose veröffentlicht, die als Basis für den Kassasturz der Regierung diente. Sie geht von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent von 2014 bis 2018 aus. Das wäre besser als der EU-Schnitt und besser als von OECD, EU-Kommission und IWF zuletzt vorhergesagt. "Wir haben Herausforderungen, aber keinen Grund für Krisengejammer" interpretiert Wifo-Chef Karl Aiginger die Zahlen. Die Prognose sei zwar vor dem Kassasturz entstanden, stimme aber weiter, da sich verschiedene Effekte der neuen Erkenntnisse voraussichtlich wechselseitig aufheben. Nun müsse man auf die konkreten Maßnahmen der Regierung warten, bevor die Prognose neu gerechnet werden kann.

"Nicht ausreichend gewürdigt"

APA

Jedenfalls rechnet Aiginger damit, dass der Wachstumsvorsprung Österreichs erhalten bleibt - oder sogar größer wird, wenn man die Konsolidierungsmaßnahmen "geschickt wählt". Denn Österreichs Wirtschaft habe ein Wachstumspotenzial ("konjunkturbereinigtes Wachstum") von 1,7 Prozent, die OECD nehme diesen Wert hingegen mit 1,4 Prozent an. Oft werde von den internationalen Organisationen die Sondersituation Österreichs nicht ausreichend gewürdigt, meint Aiginger, deshalb falle die Wifo-Prognose optimistischer aus als die Vorhersagen von OECD oder IWF. Auch dass Österreich bei den Forschungsausgaben inzwischen an fünfter Stelle in Europa steht "nimmt die OECD erst langsam zur Kenntnis", so der Wifo-Chef.

Die auf ersten Blick nur für Theoretiker interessant scheinende höhere Berechnung des Wachstumspotenzials hat sehr handfeste Auswirkungen: Der Sparbedarf Österreichs liegt dadurch um jährlich eine Mrd. Euro niedriger, also in Summe fünf Mrd. Euro zwischen 2014 und 2018. Daher lohne es sich auch gegenüber der EU auf diesen Unterschied hinzuweisen, sagte Aiginger.

Österreich unter Beobachtung

Österreich stehe aufgrund der Debatte über das Budgetloch international unter starker Beobachtung. Diese Woche war ein Vertreter der EU-Kommission in Wien, der "sehr hellhörig" gefragt habe, wie es mit den österreichischen Finanzen aussieht. Aber auch die internationalen Organisationen und Analysten, also Rating-Agenturen, informieren sich genau, wie Österreich die fehlenden Milliarden "darstellen" will.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sieht das Wifo weiter als angespannt: Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition wird wohl bis 2015 auf 7,9 Prozent noch leicht ansteigen und auch danach nur sehr langsam zurückgehen, auf 7,7 Prozent 2018, analysiert das Wifo - obwohl die Beschäftigung im Schnitt pro Jahr um 0,8 Prozent zunimmt. Damit dürfte die Zahl der Arbeitslosen auch 2018 nur knapp unter 300.000 liegen.

(APA)

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