Mit Xbox One und Playstation4 kommen neue Videospielkonsolen auf den Markt. Beide verfolgen unterschiedliche Konzepte.
Weihnachten wird heuer spannend für Spielefans. Denn ab sofort ist die nächste Generation der Videospielkonsolen auf dem Markt. Seit diesem Freitag ist Microsofts Xbox One hierzulande erhältlich, nächsten Freitag kommt dann Sonys Playstation4 dran, die aber in den USA bereits verkauft wird. Für beide wird es nicht leicht, denn die Branche bewegt sich inzwischen deutlich schneller als noch vor acht Jahren, als die Vorgänger der beiden Modelle erschienen sind. Smartphones und Tablets haben die Spielgewohnheiten der potenziellen Kunden geändert, und auch der PC hat als Spieleplattform stark an Leistung und Funktionalitäten dazugewonnen - und ist außerdem als Gerät immer noch flexibler als jegliche Konsole.
Multitalent. Microsoft will mögliche Entwicklungen vorwegnehmen, indem die Xbox One mehr ist als einfach nur eine Spielemaschine. Dank HDMI-Eingang können etwa externe Satelliten- oder Kabelfernsehen-Receiver durchgeschleift werden, womit die Konsole zum Entertainment-Center wird. Allerdings muss man dann zum Fernschauen auch die Xbox einschalten. Und die in den USA verfügbaren Funktionen, wie etwa Ansteuerung der Kabelbox durch Sprachkommandos oder den interaktiven Programm-Guide, gibt es hierzulande nicht. Noch nicht, wie Microsoft beteuert, man arbeite mit Hochdruck daran, die Funktionalität zu erweitern und die Betreiber mit an Bord zu holen. Was auch noch nicht ganz ausgegoren ist, sind die Spracheinstellungen. Wer zwar auf die für Österreich im Marktplatz freigeschalteten Funktionen zugreifen will, als Sprache aber Englisch haben will, schaut durch die Finger. Das in den Einstellungen festgelegte Land bestimmt auch die Sprache der Konsole. Wer also Englisch will, muss sich als Amerikaner ausgeben – und hat dann Angebote im Store, die hierzulande teilweise gar nicht funktionieren, wie etwa der Video-on-Demand-Dienst Netflix.
Spezialist. Sony hat seine Playstation 4 dafür als reines Spielgerät ausgelegt. Dementsprechend sind auch auf dem Papier mehr Ressourcen für Grafikdarstellung und Gaming-Leistung verfügbar. Die Konsole ist auch deutlich kompakter als die Xbox One, obwohl auch Sonys Produkt nicht gerade in die Hosentasche passt. Bei den Entertainment-Zusatzfunktionen ist die Playstation 4 zwar hintennach. Nach heftiger Kritik von Spielern will Sony aber Unterstützung für MP3-Wiedergabe und die Medienschnittstelle DLNA mit einem Update nachreichen. Vorrangig konzentriert sich die Konsole aber auf Spiele, von denen es zum Start aber erst eine Handvoll geben wird. Viele angekündigte und mit Spannung erwartete Titel wie das Action-Game „Infamous: Second Son“ oder das Rennspiel „Driveclub“ werden erst 2014 auf den Markt kommen.
Die Playstation4 wurde in den USA bereits am ersten Tag mehr als eine Million Mal verkauft, Microsoft hat noch keine Zahlen veröffentlicht. Die Warteschlangen vor den jeweiligen großen Elektronikhändlern weltweit zeugten aber von großem Interesse der Kunden. Der Enthusiasmus der Fans könnte aber vom noch überschaubaren Angebot an Spielen und von gelegentlich auftretenden technischen Problemen getrübt werden. Wie so oft in der Technologiewelt sind die „Early Adopter“ auch hier ein bisschen auch Betatester. Die wahre Leistungsfähigkeit der beiden Konsolen wird sich erst in den nächsten Monaten bis Jahren beweisen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2013)