Carlos Tavares wird Chef von PSA Peugeot Citroën

File picture of former Renault Chief Operating Officer Carlos Tavares posing after the company´s First-Half 2013 results presentation in Boulogne-Billancourt
File picture of former Renault Chief Operating Officer Carlos Tavares posing after the company´s First-Half 2013 results presentation in Boulogne-Billancourt(c) Reuters (BENOIT TESSIER)
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Der bisherige Konzernleiter Philippe Varin hat um die Ablöse gebeten. Carlos Tavares war früher Rennfahrer und Manager bei Renault.

Der angeschlagene Autobauer PSA Peugeot Citroën bekommt einen neuen Chef. Die bisherige Nummer eins Philippe Varin werde im kommenden Jahr von dem früheren Renault-Manager Carlos Tavares ersetzt, teilte das französische Unternehmen am Montag nach Börsenschluss mit. der 61-jährige Varin habe selbst um seine Ablösung gebeten, hieß es.

Der Portugiese Tavares war bis August Renaults zweiter Mann hinter Konzernchef Carlos Ghosn. Zu seinem Abschied hatte Tavares damals angekündigt, er wolle persönliche Projekte vorantreiben.

Kenner der französischen Autoindustrie

Tavares ist ein Auto-Narr und zugleich ein exzellenter Kenner der französischen Autoindustrie. Dass der 55-Jährige vom Konkurrenten Renault kommt, wo er bis August die Nummer Zwei war, dürfte PSA eher von Nutzen sein. Nun muss der gebürtige Portugiese aber beweisen, dass er auch eine schwierige Umstrukturierung mit dem geplanten Abbau tausender Stellen meistern kann.

Der Mann, der zunächst der Stellvertreter von PSA-Chef Philippe Varin werden und nächstes Jahr die Leitung des Großkonzerns übernehmen soll, verdankt seinen beruflichen Aufstieg vor allem Renault. Im Mai 2011 wurde er dort Vize-Chef, doch als er im Sommer aus seinen weitergehenden Ambitionen keinen Hehl machte, drängte ihn Renault-Chef Carlos Ghosn aus dem Unternehmen.

"Jeder, der eine Leidenschaft für die Automobil-Industrie hat, kommt an den Punkt, an dem er die Energie und das Verlangen danach hat, die Nummer Eins zu werden", hatte Tavares ganz offen der Finanzagentur Bloomberg gestanden. Renault stieß er damit - wohl absichtlich - vor den Kopf. Nach seinem Rückzug dort hieß es eine Zeit lang, Tavares sehe sich bei den britischen und US-Autobauern nach einem Führungsjob um. Im September war er angeblich in der engeren Auswahl beim legendären Sportwagenhersteller Aston Martin.

PSA steckt in der Krise

Dass Tavares nun die Geschicke des in einer schweren Krise steckenden Konzerns PSA lenken soll, nahmen die Märkte mit Wohlwollen auf. Die PSA-Aktien stiegen am Montag prompt und die Reaktionen von Börsenmaklern waren positiv: PSA-Chef Varin sei "ein bisschen zu sehr mit der Familie Peugeot verbunden", stellte ein Aktienhändler in Paris fest. "Tavares hat ein unabhängigeres Profil und könnte eine neuere Vision mitbringen."

Der frühere Rennfahrer und Auto-Rennsport-Fan Tavares, der hinter seiner schmalen Brille häufig lächelt, hatte bei Renault die Sportmarke Alpine wieder zum Leben erweckt. "Diese Liebe zum Auto hat eine echte Nähe zu den Ingenieuren entstehen lassen und hat uns dazu gebracht, ihm bei seinen Ideen zu folgen", gestand im August ein Renault-Mitarbeiter.

Intern war Tavares, der neben Portugiesisch und Französisch auch fließend Englisch spricht, bei Renault aber auch als äußerst fordernd bekannt. Manche bezeichneten ihn sogar als fast tyrannisch.

Als Ingenieur zum zweitgrößten Autobauer Frankreichs

Der Vater von drei Kindern war Anfang der 1980er Jahre als Ingenieur zum zweitgrößten Autobauer Frankreichs gestoßen. 23 Jahre lang übte er in dem Unternehmen verschiedene Funktionen aus, darunter insbesondere von 1998 bis 2001 als Verantwortlicher für das Projekt Mégane 2, ein Vorzeige-Wagen von Renault.

Im Jahr 2004 machte er einen Karriere-Sprung: Carlos Ghosn, der bereits den japanischen Autobauer Nissan leitete und die Führung von Renault übernehmen sollte, stellte sich eine neue Führungsmannschaft zusammen. Tavares wurde der Zuständige für Planung und Strategie. Ein Jahr später kam Tavares in den Verwaltungsrat von Nissan und wurde 2009 mit dem amerikanischen Markt betraut.

Konzern will in Frankreich 8000 Stellen abbauen

Diese internationale Erfahrung - neben seiner Kenntnis der französischen Automobilindustrie - kam Tavares bei der Auswahl von PSA nun offenbar zugute. Der Konzern, der zu abhängig vom europäischen Markt ist und sich unter anderem in den Schwellenländern besser aufstellen muss, will 8000 Stellen in Frankreich abbauen.

Bei Renault war Tavares - anders als Ghosn - ein Verfechter der Schließung ganzer Niederlassungen, wie die Zeitung "Le Monde" berichtete. Auch wenn also übereinstimmend seine Professionalität und sein Arbeitseifer gelobt werden, so gibt es demnach doch einige Vorbehalte, was Tavares' politische Führungsqualitäten anbelangt.

(APA/dpa/AFP)

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