Ex-Innenminister Ernst Strasser hat am 13. November seine Haftstrafe angetreten. Der Oberste Gerichtshof hatte vier Wochen zuvor endgültig in der Lobbyisten-Affäre entschieden: Der frühere EU-Abgeordnete hat sich der Bestechlichkeit schuldig gemacht. Das Urteil: drei Jahre Haft.
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Strasser wurde am 29. April 1956 in Grieskirchen in Oberösterreich als erstes von sechs Kindern eines Landwirteehepaars geboren. 1981 schloss er in Salzburg sein Jus-Studium ab. Er arbeitete zunächst als Obmann der ÖVP-nahen "Österreichischen Studentenunion", dann als Direktionssekretär des Bauernbundes, als Rechtsreferent des oberösterreichischen Bauernbundes und als Gemeinderat in Grieskirchen. 1987 berief ihn der damalige Landwirtschaftsminister Josef Riegler zu seinem Sekretär, zwei Jahre später wurde Strasser stellvertretender Kabinettschef von Vizekanzler Riegler.
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1992 machte die niederösterreichische ÖVP Strasser zum Landesgeschäftsführer, 1998 zum Klubobmann.
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2000 holte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Strasser in die erste schwarz-blaue Regierung. Als Innenminister schuf sich Strasser vor allem mit einer kompromisslosen Asylpolitik den Ruf als Rechtsaußen der Volkspartei. Strasser galt auch als beinharter Umfärber. Gestohlene E-Mails, die 2008 an die Öffentlichkeit kamen, belegen, dass so manche Position nach Parteibuch besetzt wurde. Die Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie gehörte zu Strassers größten Erfolgen.
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Im Dezember 2004 verließ Strasser völlig überraschend die Regierung. Angesichts eines zu diesem Zeitpunkt völlig unumstrittenen Bundeskanzlers Schüssels und des anhaltenden Erfolgslaufes von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll sah er fürs Erste seinen politischen Plafonds erreicht. Strasser ging mit diversen Beteiligungen in die Privatwirtschaft.
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2009 zauberte ihn der damalige VP-Chef Josef Pröll als Spitzenkandidaten für die EU-Wahl aus dem Hut. Das erzürnte so manchen in der Partei, der lieber den alten Europa-Hasen Othmar Karas an der Spitze gesehen hätte. Strassers Karriere im EU-Parlament war auch nicht von langer Dauer. Im März 2011 wurde die Bestechungsaffäre publik. Strasser bestritt zwar die Vorwürfe und versuchte die Affäre als "Geheimdienst"-Intrige darzustellen, die er selbst aufdecken habe wollen. Er konnte damit aber nicht wirklich überzeugen und musste sein Amt räumen.
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Danach tauchte Strasser weitgehend aus der Öffentlichkeit ab. Er zeigte sich lediglich bei Gerichtsterminen und im parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Öffentlichkeit. Der frühere Karrierist sei "politisch und gesellschaftlich tot", sagte sein Anwalt.
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Im Jänner 2013 wurde Strasser erstmals wegen Bestechlichkeit zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt, der Oberste Gerichtshof verwies den Fall aber zurück an die erste Instanz. Im März 2014 verurteilte ihn das Schöffengericht zu 3,5 Jahren Haft. am 13. Oktober 2014 bestätigte der Oberste Gerichtshof den Schuldspruch, reduzierte die Strafe aber auf drei Jahre Haft.Der vormalige ÖVP-Spitzenpolitiker muss jedenfalls sechs Monate im Gefängnis absitzen. Erst dann hat er die Möglichkeit, den elektronisch überwachten Hausarrest zu beantragen.
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Strassers Aufstieg und Fall
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