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Nachrichten Meinung Magazin
Bank-Chef Treichl

Bank-Chef Treichl: "Das wurde alles weglobbyiert"

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl und WU-Professor Josef Zechner diskutierten mit Studenten und Presse-Lesern über die Ursachen der Finanzkrise und die Kapitalmärkte.
11.04.2014 um 16:36
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Hauptbild • (c) Die Presse (Clemens Fabry)
Am 9. April wurde die Serie "Wirtschaft Wissenschaft Unplugged" an der neuen Wirtschaftsuniversität fortgesetzt. Unter der Leitung von "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak diskutierten Erste-Group-Chef Andreas Treichl und WU-Professer Josef Zechner über den Nutzen von Kapitalmärkten und Sinn und Unsinn von Finanzmarktregulierungen. Hier eine Zusammenfassung:
Die Presse
Mit einem anschaulichen Vergleich leitete Josef Zechner seinen Vortrag ein. Das Finanzsystem sei der Blutkreislauf des Wirtschaftssystems, meint der Professor am Institut für Finance und Investments. Finanzmärkte trügen auch zur Innovation bei, indem sie gute Ideen finanzieren. „Das Finanzsystem hat wichtige Beiträge zum Wohlstand in Europa geleistet“, so Zechner.
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Da war freilich auch Erste-Chef Andreas Treichl voll auf Linie. Innovation könne auch bedeuten, in einer „Mittelklassegegend“ wie Leogang in Salzburg ein Luxushotel zu bauen. Die Banken seien ganz generell am Erfolg des heimischen Tourismus beteiligt, sagt Treichl, da sie jahrelang Kredite an kleine Tourismusbetriebe vergeben hätten. Mit allen damit verbundenen Risken.
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Treichl leitete mit einer simplen Geschichte über die Eurokrise ein. Der Generaldirektor der Erste Group zeigte seine Sicht auf die Auslöser der Finanzkrise: „Wenn Obstproduzenten vergiftete Bananen nach Europa verkaufen und die Europäer sie essen, wer ist schuld?“, fragte der Banker in den gut gefüllten Saal. „Meiner Meinung nach sind es die, die die Bananen produziert haben.“
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Im Publikum saß auch Treichls Gattin Desirée Treichl-Stürgkh. Von der ersten Reihe aus lauschte die Opernball-Organisatorin und Herausgeberin des H.O.M.E.-Magazins den Ausführungen ihres Mannes.
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Auch das Thema Basel III durfte natürlich nicht fehlen. Künftig werde es nicht mehr so einfach sein, Tourismusbetriebe mit Krediten zu versorgen, weil neue Regulierungen („ein großes Regelwerk, wo sich keiner auskennt“) dies erschwerten. Geldmangel sei jedenfalls nicht das Problem: „Ich habe so viel Liquidität, ich freue mich über jeden Kredit, den ich vergeben kann.“
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Auch Zechner spricht sich gegen zu detaillierte Regulierungen aus. Sinnvoller seien Regulierungen, die auf Prinzipien beruhten und so die Richtung vorgeben.
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Treichl sagte auch, wie eine bessere Vorgangsweise ausgesehen hätte. Ein Mitgrund für die Krise sei gewesen, dass das Gesetz den Banken nicht vorschrieb, dass sie von den Produkten, die sie verkauften, zumindest zehn Prozent selbst halten müssen. „Das umzusetzen wäre ganz einfach gewesen, aber es ist weglobbyiert worden.“
Die Presse
Mit markigen Bemerkungen machte Treichl schnell die Schuldigen aus: Die US-Investmentbanken. Die Geschichte ist bekannt: Sie verkauften undurchsichtige Finanzprodukte nach Europa, von denen niemand genau wusste, was eigentlich drinnen ist. Dann kollabierte die Investmentbank Lehman Brothers, und das System flog in die Luft. Die Europäer saßen auf den giftigen Papieren und mussten das Schlamassel mitausbaden. Treichl: „Wir haben den Blödsinn nicht erfunden, aber wir haben ihn zum Teil gegessen.“, so Treichl.
Die Presse
PK OMV AG: GD GERHARD ROISS
Die nächste Veranstaltung von Wirtschaft Wissenaschaft Uplugged" findet am 6. Mai statt. Dann spricht Gerhartd Roiss, Vorstandsvorsitzender der OMV, über über den „Wirtschaftsmotor Energie“. Im Anschluss moderiert Hanna Kordik, Leiterin des Wirtschaftsressorts der „Presse“, eine Publikumsdiskussion. Das Datum wird in Kürze bekannt gegeben.
APA/HERBERT PFARRHOFER
Am 13. Jänner lud die Presse gemeinsam mit WU-Vizerektorin Barbara Sporn zum zweiten Teil der Veranstaltungsreihe "Wirtschaft Wissenschaft Unplugged". KTM-Chef Stefan Pierer (mitte) diskutierte mit WU-Professor Nikolaus Franke (links) über das Thema Entrepreneurship in Österreich. Moderiert wurde die Diskussion von Presse-Chefredakteur Rainer Nowak (rechts).
Clemens Fabry
Wie schon der erste Teil der Veranstaltung fand auch Teil zwei im neuen Universitätsgebäude der Wirtschaftsuniversität Wien statt. Zahlreiche interessierte Presse-Leser ud Studenten sind gekommen, um mit WU-Professor Franke und KTM-Chef Pierer zu diskutieren.
Clemens Fabry
Franke, Vorstand des Instituts für Entrepreneurship und Innovation, sieht in Österreich ein hohes Potenzial für Unternehmensgründungen, meint aber: "Wir machen zu wenig aus diesem Potenzial." Viele junge Menschen würden durch die in Österreich vorherrschende Mentalität vom Gründen abgehalten - und das, obwohl sich das Umfeld eigentlich verbessert habe.
Clemens Fabry
Von der vorherrschenden Mentalität hat sich Stefan Pierer nicht abhalten lassen, mit Anfang 30 im Jahr 1987 die Beteiligungsgesellschaft Cross Industries zu Gründen. In den 1990er Jahren kaufte er den insolventen Motorradhersteller KTM und brachte ihn wieder auf Erfolgskurs.
Clemens Fabry
Dass Unternehmertum in Österreich so kritisch gesehen wird, versteht er nicht: "Es ist nicht die ureigenste Aufgabe des Unternehmers, Arbeitsplätze zu schaffen, aber es ist die Folge seines Erfolges."
Clemens Fabry
Pierer wirbt unter den Jungen eifrig dafür, ins kalte Wasser zu springen. Menschen, die damit liebäugeln, sich selbstständig zu machen, rät er, schon früh zu beginnen.
Clemens Fabry
Klicken Sie weiter zu den Bildern von Teil 1 der Veranstaltungsreihe "Wirtschaft Wissenschaft Unplugged" ...
Die Presse (Clemens Fabry)
Im nagelneuen Universitätsgebäude lud WU-Vizerektorin Barbara Sporn gemeinsam mit der Presse am 27. November zum ersten Teil der Veranstaltungsreihe "Wirtschaft Wissenschaft Unplugged". Voest-Chef Wolfgang Eder und WU-Professor Jonas Puck diskutierten mit Studenten und Presse-Lesern darüber, ob der Wirtschaftsstandort Österreich wirklich "abgesandelt" ist - und wie er in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben kann.

Die Diskussion leitete Chefredakteur Rainer Nowak (rechts).
Die Presse (Clemens Fabry)
"Dieses Land ist zu teuer geworden": In einem wortgewaltingen Vortrag erklärte Voest-Chef Eder, warum sich in Österreich etwas ändern muss. "Jeder achte Hochqualifizierte verlässt das Land", kritisiert er. Den Hauptgrund dafür sieht Eder in der hohen Steuerquote.
Die Presse (Clemens Fabry)
Auch die EU-weit hohen Energiekosten und die "marie-theresianische Bürokratie" sind für den Chef des weltweit tätigen Stahlkonzerns - der sich eher als "stahlbasiertes Industrie- und Technologieunternehmen" sieht - abschreckend.

Allerdings: "Niemand verlässt gerne Österreich" - auch Eder nicht: "Wir wissen was wir an den Menschen haben".
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Dass gut ausgebildete Fachkräfte der Schlüssel zur "Qualitätsverbesserung bei stabilen Kosten" sind, meint auch WU-Professor Jonas Puck. Den Kampf um die Kosten könne ein Land wie Österreich nicht gewinnen. "Wir müssen stärker in das investieren, was uns stark macht", so Puck.
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Der gebürtige Deutsche hat sich "bewusst für den Standort Österreich entscheiden". Warum? Mit Eder einig ist er sich, dass die "emotionale und soziale Kompetenz der Österreicher über dem Durchschnitt liegt". Sie seien hartnäckig und nicht zu unterschätzen. Allerdings fehle im Land "der Wille zur Veränderungen", ergänzt Eder.

Sieht das das Publikum auch so? Wir haben uns umgehört.
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Manuel Wirth
Hervorzuheben ist für den VWL-Studenten "die Mentalität der Österreicher einer Arbeit gegenüber, ihre Zuverlässigkeit und Flexibilität". Die Mentalität sei anders als in den kriselnden Südländern der Eurozone, so Wirth. Die Politik sieht er gefragt: "Es stehen Reformen bei den Pensionen und der Verwaltung an".
Die Presse (Clemens Fabry)
Kerstin Schröder
Die größten Chancen für Österreich sieht die Mitarbeiterin der Schwedischen Botschaft in der "zentralen Lage in Europa, sowohl zu den EU-Mitgliedsstaaten als auch zu den Oststaaten, wo es eine wachsende Mittelschicht gibt". Eine Herausforderung sei sicher die Ausbilung, bei der man besser auf die Anforderung der Wirtschaft eingehen könne ...
Die Presse (Clemens Fabry)
Konstanze Steinacker
... Die WU-Absolventin und Post-Mitarbeiterin sieht es ähnlich wie Kerstin Schröder: "Das Bildungssystem muss reformiert werden, auf technische Berufe sollte mehr Wert gelegt werden". Handlungsbedarf sieht sie auch im Steuer- und Pensionssystem.
Die Presse (Clemens Fabry)
Maximilian Schachner
"Wir sind nicht abgesandelt, dürfen uns aber auch nicht auf der Insel der Glückseligen ausruhen", sagt der FH-Professor. Immer noch herausragend findet er die guten Ausbildungsstandards und die hohe Bereitschaft zur Mobilität. Problematisch sieht er, dass es hierzulande anders als etwa in den USA "keine Fehlerkultur gibt". Der Unternehmergeist müsse gestärkt werden, hierbei sei vor allem das Bildungssystem gefragt.

Außerdem gebe es in Österreich bei der "Vermarktung der eingenen Kompetenz" noch Nachholbedarf.
Die Presse (Clemens Fabry)
Christoph Gratzer
"Die Wiener Börse sollte gestärkt und die Bürokratie verringert werden", meint der Informatiker. "Und die Unternehmensgründung in Österreich dauert zu lange."

Anmerkung: In Österreich dauert es 25 Tage, ein Unternehmen zu gründen - 12 Tage mehr als im OECD-Schnitt.
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Florian Prenner
Der Arzt und WU-Absolvent ist der Meinung, dass "zu viele Verbände und eine langsame Justiz" dem Standort Österreich schaden. Kritik übt er auch an der "Freunderlwirtschaft".
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Barbara Weywoda
Für die Kommunikationsberaterin war die "Überraschung des Tages", dass die Vortragenden die "interkulturelle Kompetenz" der Österreicher so gelobt haben. "Ich glaube nicht, dass wir für unsere Offenheit im Ausland bekannt sind."

Sie stellt sich die Frage, wie Führungskräfte in großen Unternehmen es trotz schwieriger Lage schaffen, die Mitarbeiter zu motivieren.
Die Presse (Clemens Fabry)

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