Boxer, Raubein, Gasprinzessin
Die Spieler in Kiews Machtpoker
Der Kampf um die Zukunft der Ukraine schlägt immer mehr in Gewalt um. DiePresse.com zeigt die wichtigsten Protagonisten, die offen oder im Hintergrund die Fäden ziehen.

Viktor Janukowitsch (63) prägt seit einem Jahrzehnt die ukrainische Politik: Sein gefälschter "Sieg" bei der Präsidentenwahl Ende 2004 löste die "Revolution in Orange" aus. 2010 kam er, nach zwei Intermezzi als Premier, legal ins Präsidentenamt. Auch Janukowitsch ließ früher die Fäuste sprechen, allerdings privat: Er wurde als junger Mann wegen Körperverletzung und wegen Diebstahls verurteilt, hat jedoch die Beteiligung an diesen Taten stets bestritten.
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Arseni Jazenjuk (39) ist Vertrauter und Statthalter der nun überraschend aus der Haft entlassenen Oppositionsführerin Julia Timoschenko. Mit 31 Jahren wurde er 2005 Wirtschaftsminister der "Orangen" Regierung, zwei Jahre später Außenminister. Er vertritt einen stark prowestlichen Kurs. Bei der Präsidentenwahl 2010 trat er gegen Janukowitsch an, erreichte aber nur sieben Prozent. Das ihm von Janukowitsch angebotene (weitehend einflusslose) Premiersamt lehnte er ab.
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Austeilen kann er, der Witali Klitschko (42). Der mehrfache Box-Weltmeister (Schwergewicht) trat 2006 in die Politik ein, als er sich erstmals um das Bürgermeisteramt in Kiew bewarb. Im prowestlichen Lager stand er lange im Schatten von Julia Timoschenko. Doch die sitzt nun im Gefängnis, und Klitschko scheint der Mann der Stunde zu sein. Seine Partei "Udar" (Schlag) wurde bei der Wahl 2012 drittstärkste Kraft im Parlament. Auch er lehnte ein Regierungsamt unter Janukowitsch ab.
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Julia Timoschenko (53), von ihren Anhängern ikonisch verehrt war 2004 das Gesicht der "Revolution in Orange". Als Premierministerin zerstritt sie sich jedoch mit dem ebenfalls prowestlichen Präsidenten Juschtschenko. Bevor sie in die Politik ging, war sie als Unternehmerin im Erdöl- und Erdgassektor tätig, was ihr den Titel "Gasprinzessin" einbrachte. In einem umstrittenen Prozess wurde sie 2011 wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt. Am Samstag kam sie nach einem Parlamentsbeschluss frei.
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Rinat Ahmetow (47) ist der reichste Mann der Ukraine. Ihm gehört nicht nur der Fußballclub Schachtjor Donezk, Kritiker meinen, ihm gehöre auch die Regierung. Ahmetow ist jedenfalls der mächtigste Oligarch des Landes. Er stammt so wie Präsident Viktor Janukowitsch aus dem Gebiet Donezk, den er seit Jahren unterstützt und zu dem er ein Naheverhältnis hat.
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Oleg Tjagnibok (45) ist berüchtigt für seine ultra-nationalistischen und teils auch antisemitischen Ausfälle. Der Führer der rechtspopulistischen Partei "Freiheit", im Brotberuf Arzt, steht im derzeitigen Machtkampf klar auf der Seite des prowestlichen Lagers. "Freiheit" erreichte bei der Parlamentswahl 2012 etwas mehr als zehn Prozent der Stimmen.
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Wenig war von ihm zu hören rund um die jüngste Protestwelle in der Ukraine. Aber man darf ruhig annehmen, dass Petro Proshenko (48) im Hintergrund wichtige Fäden in der Hand hält. Der Schokoladenfabrikant ist quasi der Oligarch des westlichen Lagers und ein enger Vertrauter von Ex-Präsident Juschtschenko, dem er unter anderem als Außenminister diente.
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Es war ein eindeutiges Signal, als Präsident Janukowitsch am 24. Jänner Andrej Kljujew zum Leiter der Präsidialverwaltung berief. Ein Signal, dass bald durchgegriffen werden würde, denn Kljujew gilt aus ausgewiesener Hardliner. Und als schwerreich. Das Vermögen von ihm und seinem Bruder Sergej wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag in Dollar geschätzt.
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