PISA-Reaktionen: "Hören wir auf mit dem Lehrer-Bashing"

Die Regierung hat sich am Dienstag erfreut über die Ergebnisse der PISA-Studie gezeigt. Die Ursachen dafür sieht jede Partei aber wo anders.

Die Regierung hat sich am Dienstag erfreut über die Ergebnisse der PISA-Studie gezeigt. Für Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeichnet sich eine "Trendwende" im Bildungsbereich ab. Die Ergebnisse würden zeigen, "dass Maßnahmen wie die Verkleinerung der Klassen und bessere Betreuung Wirkung gezeigt haben".

Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) forderte nach dem Ministerrat angesichts der Ergebnisse: "Hören wir auf mit dem Lehrer-Bashing." Er sieht das etwas bessere Abschneiden der österreichischen Schüler weniger in den Reformen der Regierung begründet, denn: "Dass es besser geworden ist, ist erfreulich und die Ursachen dafür sind in den Anstrengungen der Lehrer zu suchen."

Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) verwies auf die Einführung der Neuen Mittelschule (NMS). "Ich freue mich, dass die Bemühungen dadurch, dass die Neue Mittelschule eingeführt wurde, greifen", sagte sie am Rande des Ministerrats. "Ich denke, die Neue Mittschule greift Platz in Österreich und das ist gut so", so Heinisch-Hosek. Als Gründe für das bessere Abschneiden der österreichischen Schüler sah sie etwa in der Doppelbetreuung in den Hauptgegenständen.

Eine eigene Interpretation der neuen PISA-Studie hat Team Stronach-Bildungssprecher Robert Lugar: Er vermutete in einer Aussendung den Grund für den Leistungszuwachs der österreichischen Schüler in der Mathematik gegenüber 2009 im Schummeln. "Der Grund, warum eine Verbesserung beim Lesen praktisch überhaupt nicht zu erkennen ist, sie in Mathematik aber eklatant ist, liegt daran, dass man Lesen lernen muss, beim Rechnen aber schummeln kann", so Lugar, der meint, dass Testaufgaben bereits vor dem Test an Lehrer ausgeteilt wurden.

Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser vermutet den Grund für die Verbesserung in Fördermaßnahmen für benachteiligte Schüler. "Fordern und fördern sind das Rezept zum Erfolg", so Walser in einer Aussendung. Zum Testzeitpunkt sei an den Neuen Mittelschulen (NMS) noch der gemeinsame Lehrplan von AHS und Hauptschule in Kraft gewesen. Viele SchülerInnen haben das höhere Bildungsangebot angenommen und mit zusätzlicher Förderung auch bewältigt."

Für NEOS-Klubobmann Matthias Strolz weist die PISA-Studie einerseits positive Tendenzen in manchen Bereichen auf. "Sie zeigt aber auch, dass wir eklatante Defizite bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund haben. Wir brauchen eine Offensive bei der sprachlichen Frühförderung in der Muttersprache und in Deutsch."

Die FPÖ hat Bedenken, ob die österreichischen Schüler bei der aktuellen PISA-Studie tatsächlich besser abgeschnitten haben als 2009. Bildungssprecher Walter Rosenkranz stellte in einer Aussendung in Frage, "ob eine Leistungsverbesserung im dargestellten Ausmaß überhaupt realistisch ist". Immerhin höre man aus der Wirtschaft andere Befunde zum Können heimischer Schulabsolventen.

Lediglich eine positive Entwicklung, aber keinen Grund zum Jubeln, sehen unterdessen Industriellenvereinigung (IV), HochschülerInnenschaft (ÖH), Arbeiterkammer (AK) und Wirtschaftskammer (WKÖ) in den PISA-Ergebnissen. Sie fordern als Reaktion auf den noch immer großen Anteil an Risikoschülern, und den Befund, dass soziale Herkunft und Migrationshintergrund weiterhin großen Einfluss auf die Leistungen der Schüler haben, eine umfassende Bildungsreform. IV und AK wollen einen Schwerpunkt im Kindergarten, die ÖH die Gesamtschule, die WKÖ die Umsetzung des Bildungskonzepts der Sozialpartner.

(APA/Red.)

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