Wie man sich Staatsschulden schönrechnet

Die Schuldenquote sagt nur noch wenig aus.

Na also, geht ja doch: Wir berechnen das BIP ein bisschen kreativ neu – und schon sieht die Staatsverschuldung nicht mehr so böse aus.

Wie einfach doch die Welt ist: Wir setzen in die Bullaugen der Titanic eingepasste Flachbildschirme ein, auf denen Südseevideos abgespielt werden, und schon sieht man die blöden Eisberge nicht mehr vorbeischwimmen. Gerettet!

Man sollte die Rechnerei ohnehin nicht zu ernst nehmen: Die international übliche Bemessung der Staatsschuldenquote am BIP ist nämlich nichtssagender Unsinn, weil das BIP zur Schuldentilgung ja nicht herangezogen werden kann. Seriös wäre die Bemessung an den Staatseinnahmen.

Das kann aber niemand brauchen, denn damit wäre die Schuldenquote bei uns beispielsweise ziemlich genau doppelt so hoch. So lassen wir uns halt von den immer kreativer werdenden statistischen Rechenwerken einlullen. Der Realität können wir ja später auch noch ins Auge blicken, nicht wahr?

Allerdings: Sieht man sich die Rechnungen genauer an, könnte man durchaus jenen Ökonomen zustimmen, die meinen, Wirtschaftswachstum habe im vergangenen Jahrzehnt ausschließlich in den Rechenwerken der Statistiker stattgefunden. Mit einer Reihe von Wirtschaftsdaten (etwa der Arbeitsmarktentwicklung) würde das ohnehin besser zusammenpassen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2013)

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