Für Reformen brauche es "Beweglichkeit vom Partner", sagt der VP-Chef nach seinem Gespräch mit dem Bundespräsidenten. Er denke aber nicht an Alternativen. SP-Ministerin Bures ortet "Erpressungsversuche".
ÖVP-Chef Michael Spindelegger hat am Mittwoch Bundespräsident Heinz Fischer in einem kurzfristig anberaumten Gespräch über den Stand der Koalitionsverhandlungen informiert. Er habe "dargelegt, wo es derzeit hakt, wo die Schwierigkeiten sind" und "warum es derzeit nicht weitergeht", sagte der Vizekanzler nach dem Treffen. Fischer gab kein Statement ab.
Am Vortag hatte Spindelegger die Situation vor der Presse als "dramatisch" beschrieben. Dem Bundespräsidenten habe er versichert, dass man alles unternehmen werde, um das Strukturdefizit von 13 Milliarden Euro zu bewältigen. Aber: Um die notwendigen Reformen umzusetzen, brauche es "Beweglichkeit vom Partner". Bei den Verhandlungen gehe es nicht um ein Spiel, betonte der VP-Chef in Richtung des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl. Der hatte die Volkspartei am Dienstag aufgefordert, "mit den Spielen aufzuhören".
Fischer will auch mit Faymann sprechen
Was Fischer zu seinem Bericht gesagt habe, wollte Spindelegger nicht wiedergeben. Über die Fertigstellung der Koalitionsverhandlungen sei zwar gesprochen worden, auf ein Datum habe man sich aber nicht festgelegt. Der Präsident habe ihm zugesagt, dass er auch mit SP-Chef Werner Faymann sprechen werde. Als "ins-Gewissen-reden" wollte Spindelegger das aber nicht verstanden wissen. Freilich hoffe er, dass ein persönliches Gespräch "immer etwas bewegt". Fortschritte sind aus seiner Sicht noch bei der Verwaltungsreform, Privatisierungen oder der Aufteilung von Kompetenzen zwischen Bund und Ländern zu erzielen.
Auf die Frage nach etwaigen Alternativen zur Fortführung der Großen Koalition erklärte Spindelegger: "Ich denke nicht an Alternativen." Einen Verhandlungsabschluss könne es aber erst geben, "wenn sich was bewegt". Und: "Wenn man nicht zusammenkommt, gibt es keine Koalitin."
Bures ortet "Erpressungsversuche"
In der SPÖ zeigt man sich über die Kritik aus der Volkspartei verärgert: "Hören wir auf mit diesen Spielchen und Erpressungsversuchen. Das macht keinen Sinn", sagte SP-Infrastrukturministerin Doris Bures am Mittwoch im "Ö1-Mittagsjournal". Der Verhandlungspartner solle "Farbe bekennen" und sagen, ob man eine "stabile Regierung" wolle oder nicht.
Der burgenländische Landeshauptmann und SP-Koalitionsverhandler Hans Niessl warf der ÖVP eine Verzögerungstaktik vor. Man müsse nun Nägel mit Köpfen machen, Österreich brauche bis Weihnachten eine stabile Regierung.
Regierung trifft Landeshauptleute
Anfang kommender Woche wollen SPÖ und ÖVP die künftige Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern fixieren. Für Montagvormittag wurde nach Informationen im Kanzleramt ein Treffen zwischen Regierung und Landeshauptleuten anberaumt. Themen haben Bund und Länder genug. Dies beginnt bei der angedachten "Verländerung" der Lehrer und endet bei den von den Ländern zu stemmenden Steuerausfällen. Auch die Reform des Bundesrats und die Beseitigung von Doppelförderungen sowie allfällige weitere Strukturvereinfachungen in der Verwaltung betreffen die Kompetenzen beider Gebietskörperschaften.
>> Bericht des "Ö1-Mittagsjournals"
(APA/Red.)