Unangemessen hohe Boni bei Vereinigten Bühnen Wien

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Das Kontrollamt rügt Prämienzahlungen in den hoch subventionierten Vereinigten Bühnen. 2012 bilanzierten sie mit einem Minus von 4,3 Millionen Euro.

Das Kontrollamt rügt die großzügigen Prämienzahlungen bei den Vereinigten Bühnen Wien (VBW). Die Prüfer stuften einige Boni als unangemessen hoch ein und kritisierten die oftmals eher niedrig angesetzten Zielvorgaben, bei deren Erfüllung Prämien fällig werden. Die hoch subventionierten, in der städtischen Wien-Holding eingegliederten Vereinigten Bühnen geloben Besserung. Zu ihnen gehören die Musicalstätten Ronacher und Raimund Theater sowie das Opernhaus Theater an der Wien.

Das Kontrollamt hat die Gebarung der Vereinigten Bühnen zwischen 2009 und 2012 unter die Lupe genommen. In diesem Zeitraum wurden insgesamt Prämien in der Höhe von 660.000 Euro ausbezahlt - zum Teil an leitende Angestellte.

Bis zu drei Monatsgehälter hoher Bonus

Der Bonus machte bis zu drei Monatsgehälter aus. Die Prüfer halten das für zu hoch: "Das Kontrollamt stellte fest, dass die Gewährung von bis zu drei Monatsgehältern für die zweite Führungsebene im Wien Holding-Konzern als eher unüblich zu qualifizieren ist." Derartige Regelungen sollten an die "Gepflogenheiten" des Unternehmens angepasst werden, also "in einem angemessenen Rahmen" erfolgen.

Die VBW betonen in der ebenfalls im Bericht enthaltenen Stellungnahme, die Empfehlung zu prüfen und "unter Berücksichtigung des entsprechenden Verantwortungsbereiches im Vergleich zur (...) Referenzgröße Wien Holding-Konzern" umzusetzen.

Kritik: Zielvorgaben nicht konkret genug

Die Zielvorgaben sein oft sehr allgemein gehalten seien, bemängelte das Kontrollamt. Etwa Kosteneinsparungen ohne konkreten Zielwert oder Zielvorgaben, die sowieso im eigentlichen Aufgabenbereich des Mitarbeiters lägen, beispielsweise die Einhaltung von Abgabedaten.

Auffällig sei auch gewesen, dass die Ziele "immer zu 100 Prozent" erfüllt worden seien. Insofern wurde empfohlen, künftig "ambitioniertere und quantifizierbare Zielvorgaben" festzulegen. Denn Prämien sollten "in keinem Fall als 'Selbstverständlichkeit' wie die laufende Bezahlung angesehen werden".

Prämie wegen Wirtschaftslage halbieren? Nur ein Mal

Gerügt wurde außerdem der Umstand, dass nur in einem Fall festgelegt worden sei, die Prämie bei schlechter Wirtschaftslage zu halbieren. Die Prüfer forderten, diese Regelung in alle Zielvereinbarungen aufzunehmen. Die VBW will laut eigenem Bekunden dieser Aufforderung nachkommen.

Was die Personalkosten der VBW generell betrifft, wurde zwischen 2009 und 2012 ein Anstieg von 7,6 Prozent auf zuletzt rund 45 Millionen Euro festgestellt, während im selben Zeitraum der Mitarbeiterstand um 0,5 Prozent auf rund 702 Vollzeitäquivalente zurückging.

Das Plus bei den Ausgaben war hauptsächlich auf Mehrkosten für den Personalbereich Kunst - also für Solisten, Orchester und Ensemblemitglieder - zurückzuführen. Die Vereinigten Bühnen merkten an, dass Künstler nicht zum ständigen Personal gehörten, die Zahl der Beschäftigten also spielplan- und produktionsabhängig und insofern in zeitlicher Hinsicht nur schwer vergleichbar sei.

Bilanz 2012: Minus 4,3 Millionen Euro

Die VBW bilanzierten im Vorjahr mit einem Minus von 4,3 Millionen Euro.

Eine kürzlich beschlossene Erhöhung der Jahressubvention auf insgesamt fast 42 Millionen Euro seitens der Stadt Wien sorgte für heftige Diskussionen. Nicht nur die Rathausopposition, sondern auch diverse Proponenten der freien Theater- und Kunstszene ließen ihrem Ärger freien Lauf.

Drozda verteidigt Prämien

VBW-Generaldirektor Thomas Drozda verteidigt die Prämienzahlungen. "Wir reden hier über eine Summe von 165.000 Euro pro Jahr. Das sind 0,35 Prozent des Personalaufwands", so Drozda. Angesichts der Leistungen und der niedrigen Fixgehälter seien derlei Boni legitim.

Bei den Empfängern handle es sich um einen Personenkreis von 50 der insgesamt 700 Mitarbeiter - um "sehr wichtige Leistungsträger". Wobei es sich laut dem VBW-Chef beinahe die Hälfte der vom Kontrollamt ausgewiesenen Prämiensumme von 660.000 Euro zwischen 2009 und 2012 nicht um Leistungsprämien, sondern um abgegoltene Überstunden handle, die lediglich als "Prämien" ausgewiesen würden. Dass den betreffenden Mitarbeitern angesichts dessen, dass die VBW 2010 und 2011 die besten Jahre ihrer Geschichte verzeichnet hätten, im Durchschnitt rund 1500 Euro an reiner jährlicher Leistungsprämie bekamen, "halte ich für legitim - noch dazu, weil wir hier über niedrigere Fixgehälter reden", unterstrich Drozda.

"Ich bin nicht der Meinung des Kontrollamts, dass die Zielvereinbarungen nicht ambitioniert sind", sagt der VBW-Generaldirektor. "Beispielsweise das Sponsorenniveau in widrigsten wirtschaftlichen Situationen - andere Häuser verzeichnen Sponsoringeinbrüche von bis zu 40 Prozent - zu halten, ist mehr als ambitioniert."

Will am Prämiensystem festhalten

Grundsätzlich wolle er am Prämiensystem festhalten, wiewohl man über einzelne Änderungen freilich reden könne. "Ich halte an einer leistungsbezogenen Entlohnung mit niedrigen Fixgehältern und Prämien fest und halte es für vernünftig. Ob letztere bis zu drei Monatsgehälter ausmachen müssen, muss man von Fall zu Fall diskutieren, das hängt auch von der Höhe des Fixbezuges ab", so der VBW-Direktor.

(APA)

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