Am Ende ist sie endlich keine Diva mehr

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Angela Gheorghiu steigerte sich als Mimì in "La Bohème" in der Staatsoper.

Schmerzlich echt mutete er schließlich an, ihr stiller Tod – und seine laute Verzweiflung darüber auch: Ende gut, alles gut? Sieben Jahren ist es her, dass Angela Gheorghiu zuletzt an der Staatsoper als Mimì zu erleben war – oder besser: als glamouröse Diva, die zu exquisitem Gesang bei ihrer hohlen Bühnengestik stets durchblicken ließ, dass die lungenkranke kleine Näherin ja nur eine Rolle für sie wäre. Wie rundum wohl sie sich dagegen als Primadonna fühlt, zeigte ihre umjubelte Tosca im September – und eine artverwandte Partie, die Adriana Lecouvreur, steht ja im Februar an. Mittlerweile hat sich jedoch auch ihre Auffassung der Mimì hin zu mehr Natürlichkeit bewegt, ja man schien die Wandlung diesmal beobachten zu können: vom aufgesetzten Turteln vor der Pause zu den rührend erblühenden Kantilenen des dritten Bildes, bei denen Gesang und Darstellung sich endlich zu bewegender Schlichtheit verbanden. Im Finale dann eine deutliche, aber effektive Prise Pathos – warum nicht.

Vittorio Grigolo: Zu exaltiert

Doch dass Gheorghiu ihren dunkel schimmernden Sopran zunächst allzu sparsam einsetzte, trübte den Genuss ebenso wie die Anstrengungen ihres Rodolfo: Vittorio Grigolo spielte mit jugendlichem Elan, aber auch exaltiert-klischeehafter Tenorgestik – und musste sich mit zu viel Kraftaufwand Gehör verschaffen, als dass man an seinem sonnigen Timbre noch uneingeschränkt hätte Freude haben können. Aus dem übrigen Ensemble ragte Valentina Nafornita als apart-resche, aber nicht outrierende Musetta hervor.

Am Pult erwies sich Philippe Auguin als versierter Genießer, der in oft getragenen Tempi mit dem gut aufgelegten Orchester und dem sicheren Chor für einige berückende Wirkungen sorgte. Schade, dass die Sänger, zumal Gheorghiu, auf ihrer eigenen Auffassung von Rubato beharrten und die Klänge aus dem Graben und von der Bühne bei manchen Phrasen nur zufällig bei dieser oder jener Eins wieder zusammenfanden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2013)

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