"Juden-Sager": Gföhler Bürgermeister tritt zurück

Nach massiven Protesten wegen angeblicher antisemitischer Aussage zieht sich der Politiker mit Jahresende zurück. Seine Rücktrittserklärung im Wortlaut.

Karl Simlinger, seit 1997 ÖVP-Bürgermeister der Waldviertler Gemeinde Gföhl, tritt mit Jahresende nach massiven Protesten gegen seine kolportierte Aussage, "Pressefritzen, die gehören aufgehängt, de san wia de Juden!" zurück. Am Freitagmittag hat Simlinger eine Erklärung veröffentlicht, derzufolge er sich "in der Hitze der Diskussion" um die Errichtung eines Asylheims in Gföhl zu einer Aussage verleiten lassen habe, "die meinem Weltbild und meiner persönlichen Einstellung eklatant widerspricht" (siehe unten). Er könne jedoch ausschließen, "dass ,Scheiß Asylanten' und ,aufhängen' gefallen sind".

(c) Gemeinde Gföhl

Am Donnerstag hatten mehrere Medien die Vorwürfe der SPÖ-Opposition in Gföhl aufgegriffen, Simlinger solle in einer Sitzung des Stadtrates am Dienstag gesagt haben, "Mir gehen die Scheiß-Asylanten sowieso am Oasch, aber schuld sind die Pressefritzen, die gehören aufgehängt, de san wia de Juden!"

Simlinger hatte das zunächst bestritten und behauptet, er hätte nur gesagt "Journalisten zitieren nur aus dem Duden". Das Mauthausen Komitee hat Simlinger wegen Verhetzung angezeigt.

Die Rücktrittserklärung im Wortlaut

Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Entscheidung rund um die Betreibung eines Asylheimes in Meisling hat die Bürgerinnen und Bürger, den Gemeinderat und auch mich persönlich in der letzten Zeit sehr gefordert. Im Stadtrat-Jour-Fixe vom 3. Dezember sollte die weitere Vorgangsweise besprochen werden. Wenngleich ich mit Sicherheit ausschließen kann, dass in der nicht öffentlichen Besprechung die Wörter „Scheiß Asylanten“ und „aufhängen“ gefallen sind, so habe ich mich in der Hitze der Diskussion doch zu einer Aussage verleiten lassen, die meinem Weltbild und meiner persönlichen Einstellung eklatant widerspricht. Es liegt mir fern, Menschen zu verletzen. Sollte dies dennoch eingetreten sein, dann entschuldige ich mich in aller Deutlichkeit dafür.
Mein persönliches Bestreben war, zeitgleich mit meinem beruflichen Ruhestand auch mein Bürgermeisteramt zu übergeben. Dies wollte ich kurz vor dem Jahreswechsel bekannt geben. Durch die Ereignisse der letzten Tage und um weitere Belastung von meiner Familie und meinem persönlichen Umfeld abzuwenden, trete ich schon heute mit der Nachricht in die Öffentlichkeit, mein Amt als Bürgermeister von Gföhl mit 31. Dezember niederzulegen.
Gföhl hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Es gibt noch viele laufende Projekte in dieser schönen Stadt, für die ich jahrelang sehr gerne und mit großem Einsatz gearbeitet habe und die ich bis Jahresende geordnet übergeben werde.

Karl Simlinger
Bürgermeister

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