Die Speerspitze und der Schutzschild der Partei

Gernot Blümel
Gernot Blümel Die Presse
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Eine besonders dicke Haut, gute Kontakte sowie Organisationstalent – was ein Generalsekretär braucht, und was er können muss.

Wenn in der Politik ein Posten frei wird, dann wird er nach verschiedensten Kriterien besetzt: Wie loyal ist der Kandidat gegenüber dem Parteichef? Aus welchem Umfeld stammt er? Und vor allem: aus welchem Bundesland?

Die Antworten auf diese Fragen waren in der ÖVP wohl genauso wichtig wie fachliche Kompetenzen, als sie über die Nachfolge von Hannes Rauch als Generalsekretär grübelten – und nach dem Wunsch von Parteichef Michael Spindelegger den Job an Gernot Blümel vergaben. So etwas wie Stellenausschreibungen kennt man in diesem Business meist nicht. Aber: Was wäre wenn? Wie würde so eine Anzeige aussehen? Und was macht ein Generalsekretär überhaupt?

„Man muss die Speerspitze im Angriff sein. Und der Schutzschild für die eigene Gruppe“, fasst Harald Vilimsky, neben Herbert Kickl zweiter Generalsekretär der FPÖ, zusammen. „Zum einen vertritt man die Partei nach außen. Und nach innen versucht man, die Interessen von Bund und Ländern in Einklang zu bringen.“

Ein Generalsekretär ist also das Bindeglied zwischen all den Flügeln und Landesorganisationen, die eine Partei zu bieten hat. Er sorgt dafür, dass die Kommunikation zwischen all diesen Ebenen funktioniert. Er koordiniert, er organisiert. Außerdem muss ein General auch meist das Geld einbringen: durch Mitgliedsbeiträge, aber auch indem man wichtige Spender trifft und bei Laune hält. Letztendlich verwaltet er auch das Millionenbudget.


Keine Sympathiepunkte. Wenn es darum geht, die eigene Partei zu verteidigen, wird ein guter Generalsekretär ebenfalls aktiv: Dann sendet er empörte Aussendungen aus oder schimpft via Medien den politischen Gegner. Dadurch nimmt man dem Parteichef die ungemütliche Arbeit ab. Denn Lästern kommt in der Bevölkerung eigentlich gar nicht so gut an. Und ein General muss sowieso keine Sympathiepunkte sammeln.

Außerdem darf jene Aufgabe, die Rauch zum Verhängnis wurde, nicht vergessen werden: Der Generalsekretär leitet (in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur) den Wahlkampf. In der FPÖ ist Herbert Kickl dafür verantwortlich. Von den Reimen auf den Plakaten bis hin zu den Reden auf dem Stephansplatz, alles stammt aus seiner Feder. „Er ist ein erfahrener Wahlkampfleiter, daher haben wir die Aufgaben klar getrennt“, sagt Vilimsky.

Auch in der SPÖ gibt es eine Doppelführung: Norbert Darabos und Laura Rudas. Dort nennt man sie zwar Bundesgeschäftsführer, die Aufgaben sind aber dieselben. Während sich Rudas hauptsächlich um den Kommunikationsbereich kümmert, ist Ex-Verteidigungsminister Darabos für die Wahlkampagnen zuständig. Dabei soll er (potenzielle) Wähler sowie die eigenen Funktionäre mobilisieren. Außerdem sind die beiden nicht nur Parteimanager, sondern sitzen auch im Parlament als Abgeordnete. Das verleiht ihnen zusätzliches politisches Gewicht.

Nur die Grünen scheren beim Anforderungsprofil aus: Denn Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner ist bewusst nicht bei der Wahl angetreten. Eine Trennung der Aufgabenbereiche sei wichtig, meint er. „Ich leite den Parteivorstand und den erweiterten Bundesvorstand.“ Außerdem sei er gemeinsam mit den Ländern für die Personalentwicklung zuständig. „Ich schaue, wo es Personen gibt, die Potenzial haben. Diese werden entsprechend geschult.“ Was ihn außerdem noch von anderen unterscheide: „Ich versuche, die tägliche Schlammgrube der Politik wegzulassen.“ Also keine Aussendungen, keine Kritik. „Das überlasse ich den Abgeordneten.“


Schlammschlachten. Und was soll ein Generalsekretär sonst mitbringen? „Eine sehr dicke Haut, zeitlich maximale Flexibilität, eine hohe Belastbarkeit. Und eine gewisse politische Kampferprobung“, meint Vilimsky. „Gelassenheit und die Fähigkeit, analytisch weitsichtig zu denken“, antwortet Wallner. Und fügt hinzu: „Man muss auch rhetorisch einigermaßen gewappnet sein. Denn Schlammschlachten mit Vilimsky sind ja doch nicht immer zu vermeiden.“

Generäle

Die ÖVP kürte am Freitag Gernot Blümel zum Generalsekretär. Die SPÖ besetzt den Posten gleich doppelt, ebenso wie die FPÖ.

Neos/LIF haben ebenfalls eine Doppelführung. Feri Thierry kümmert sich um die Kommunikation, Grace Pardy um die Wahlkampfleitung.

Das Team Stronach hat den Wirtschaftsjuristen Ronald Bauer als Bundesgeschäftsführer eingesetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2013)

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