Weihnachtsmärkte haben in Wien eine jahrhundertealte Tradition. Ihre Geburt war aber lang und schwierig.
Wann und wo entstand der erste Weihnachtsmarkt in Wien? Mit Gewissheit ist diese Frage nicht zu beantworten. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1600 zeigen, dass Hütten – unter dem Namen „Thomasmarkt“ – am Graben und auf der Brandstätte am 16. und 17. Dezember aufgestellt und am 9. Jänner abgebaut wurden. Angeboten wurden hauptsächlich Süßigkeiten. Ab 1761 wurde der Markt wieder aufgelassen.
Erstmals Erwähnung fand der Begriff „Weihnachtsmarkt“, als 1722 auf der Freyung ein „Nikolo-, Weihnachts- und Krippenmarkt“ errichtet wurde. Da es dort parallel einen regulären Markt gab, führten Konflikte zwischen den Standinhabern 1842 zur Verlegung auf den Platz Am Hof, wo die 132 Stände von nun an jedes Jahr am 5. Dezember (bis Neujahr) aufgebaut wurden – der „Christkindlmarkt“ war geboren. 1903 wurden die Stände erneuert und erstmals elektrisch beleuchtet. Durch den Ersten Weltkrieg wanderte der Markt 1923 zur Freyung, 1924 bis 1928 wurde er vor dem Stephansdom und zwischen 1929 und 1937 auf dem Neubaugürtel aufgestellt. Ein Jahr später kehrte er auf den Platz Am Hof zurück. Weihnachten 1943 war ein weiteres Mal der Stephansplatz sein Standort. Danach wurde er wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr abgehalten.
Vorübergehend und dauerhaft. 1949 übersiedelte der Christkindlmarkt schließlich zurück auf den Neubaugürtel – und blieb dort bis 1957, ehe er wieder vor den Messepalast wanderte. 1963 scheiterte ein Versuch, den Christkindlmarkt als Pendant zum Fastenmarkt in der Kalvarienberggasse im 17. Bezirk abzuhalten.
1975 wurde wegen des Baus der Tiefgarage vor dem Messepalast ein Ausweichquartier gesucht – und mit dem Rathausplatz gefunden. Zunächst vorübergehend, später dauerhaft. Bis heute ist der „Adventzauber“, so heißt er mittlerweile offiziell, mit insgesamt 144 Hütten der größte Weihnachtsmarkt der Stadt. (kb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2013)
