Let's make money: Weihnachtsrallye

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Finanzen(c) Clemens Fabry
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Warum die traditionelle Weihnachtsrallye noch nicht abgesagt ist, und welche Rebound-Kandidaten jetzt eine gute Wahl sind.

Das war ja eine ordentliche „Entladung“, was sich an den Börsen zuletzt abgespielt hat. Trotz allem sind die wichtigen Indizes aber noch nicht aus ihren seit Sommer anhaltenden Aufwärtstrends herausgefallen. Es bestehen also gute Chancen, dass das alles noch nicht die erwartete große Korrektur war, sondern nur das Atemholen vor der traditionellen Weihnachtsrallye.

Allerdings: Ausgestanden ist es noch nicht. Besonders der deutsche Leitindex DAX ist in den vergangenen Tagen in sehr gefährliches Terrain abgerutscht. Sollte er in den nächsten Handelstagen signifikant unter die 9000 Punkte tauchen, dann geht charttechnisch das Licht aus – und wir haben die echte Korrektur vielleicht ein paar Monate früher als erwartet.

Was dagegen spricht ist wie gesagt die schöne Tradition der Weihnachtsrallye. Die kommt schlicht dadurch zustande, dass die Manager großer Fonds in den letzten Wochen des Jahres gern „window dressing“ betreiben, um in ihren „Auslagen“ zum Bilanzstichtag besonders schöne Exemplare präsentieren zu können. Nachdem die milliardenschweren Großanleger bestimmen, wohin die Börse läuft, gelingt das auch meistens: Im Schnitt fällt die Weihnachtsrallye nur in zwei von zehn Jahren aus.

Nachdem die großen Märkte derzeit so knapp an der Grenze zwischen Rebound und Absturz dahinschrammen, ist die Prognose, auf welche Seite sie in der kommenden Woche kippen werden, schwierig bis unmöglich. Neuengagements vor dieser Richtungsentscheidung sind nur wenig sinnvoll.

Sollte der Markt auf die richtige Seite fallen – wofür es übrigens in den USA im Moment besser aussieht als in Europa – dann wären ein paar Aktien, die bei den Gewinnmitnahmen der vergangenen Tage besonders gerupft worden sind, die heißesten Kandidaten für kurzfristige Gewinne. Volatilere Papiere, die im Abschwung deshalb kräftig ausschlagen, weil sie zuvor sehr stark gestiegen sind und kluge Investoren diese hohen Gewinne bei der Marktdrehung erst einmal in die Scheune fahren wollten, ziehen nach der „Entladung“ ja häufig mit besonderem Elan auf die Gewinnerstraße zurück.

Kandidaten dafür wären etwa die hier schon mehrfach empfohlene Solaraktie Jinko Solar (ISIN US47759T1007) oder das 3-D-Drucker-Unternehmen 3D Systems (ISIN US88554D2053). Beide Aktien haben gegen Ende der Vorwoche bereits Anzeichen für eine Bodenbildung erkennen lassen. Und bei beiden war der Rückschlag eine Reaktion auf zuvor stark überzogene Steigerungen. Fundamental hat sich ja nichts geändert: Jinko Solar ist weiterhin der weltweit einzige wirklich profitable Solarzellenhersteller. Und 3D Systems hat eine herausragende Stellung im Zukunftsmarkt 3-D-Druck. Hinzufügen muss man, dass beide Papiere trotzdem überdurchschnittlich riskant sind: Die globale Marktbereinigung unter den Solarzellenherstellern ist noch nicht abgeschlossen. Und in den Kursen der 3-D-Branche steckt schon viel Zukunftshoffnung. Man muss also in der Lage sein, auf Rückschläge schnell zu reagieren.

Ein starker Rebound-Kandidat ist auch die Aktie des deutschen Düngemittelherstellers K+S (ISIN DE000KSAG888). Die Düngeraktie war nach den durch den russischen Weltmarktführer Uralkali ausgelösten Wirren auf dem weltweiten Kalimarkt sehr kräftig abgestürzt (der Kurs hatte sich von Mitte März bis Mitte August mehr als halbiert), jetzt sieht es im Chart aber nach Bodenbildung aus. Auch das hat wieder mit Uralkali zu tun: Es gibt Gerüchte, dass die Auflösung der Allianz von Uralkali mit dem weißrussischen Kaliproduzenten Belaruskali, die die Marktturbulenzen ausgelöst hatte, wieder rückgängig gemacht wird. Auch wenn das vorerst ein Gerücht ist: Am Freitag hat der K+S-Kurs jedenfalls deutlich angezogen. Fazit: Beobachten und eventuell mit dem Vorbehalt zuschlagen, dass man schnell wieder herausgeht, wenn das Gerücht ein solches bleiben sollte. Die Analysten sind freilich uneinig: HSBC hat das Kursziel soeben erst auf 23Euro angehoben, es gibt aber auch Experten, die den Kurs derzeit für viel zu hoch halten.

Eine Kaufempfehlung hat am Freitag der Halbleiterhersteller Infineon (ISIN DE0006231004) erhalten. Die DZ-Bank hat ihr Kursziel von 7,80 auf 9,90 Euro erhöht. Das wäre ein Potenzial von mehr als 30 Prozent.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2013)

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