Immobilien-Preise stagnieren auf hohem Niveau

(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Die Kosten für einen Quadratmeter Eigentum werden im kommenden Jahr nicht mehr exorbitant zulegen.

Wien. Die Zinsen sind niedrig, die Alternativen gering, das Angebot hoch und ausreichend Kapital ist ebenso vorhanden: Immobilien gingen in den vergangenen Jahren wie warme Semmeln über den Ladentisch. Das dürfte zwar weiterhin so bleiben. Aber: Die Preise für Wohnungseigentum in Österreich dürften sich 2014 auf hohem Niveau einpendeln, wie Andreas Wollein vom Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) sagt. Ein Abflachen der Preiskurve mache sich also zunehmend bemerkbar. Für 2014 wird bloß ein Preisanstieg im Rahmen der Inflation erwartet.

Seit 2008 sind die Preise für Wohnungseigentum in Wien um 30 Prozent angestiegen. Eines ist in der Bundeshauptstadt ebenso feststellbar: Die durchschnittlichen Verkaufspreise für Eigentumswohnungen in Wien nähern sich einander an. „Es gibt keine wirklich schlechten Bezirke mehr“, sagt Wollein. Innerhalb des Gürtels (ohne den ersten Bezirk) müssen Käufer 4000 bis 5000 Euro je Quadratmeter für eine neue Eigentumswohnung auf den Tisch legen. Handelt es sich um eine gebrauchte Eigentumswohnung, liegt der Preis zwischen 2500 und 4000 Euro. Für Käufer am günstigsten ist es in Simmering, Favoriten und Rudolfsheim. Doch auch dort muss man für Eigentum im Erstbezug knapp unter 3000 Euro je Quadratmeter berappen.

Die Kunden lassen sich jedoch wieder mehr Zeit für die Suche nach der passenden Immobilie. Und zwar zwischen drei und sechs Monate. „Es wird nicht mehr alles gekauft“, sagt Wollein. Käufer würden wieder genauer hinsehen, eher zweimal überlegen, bevor sie zuschlagen.

Käufergruppe ist gemischt

Auch haben die Kunden immer konkretere Vorstellungen von dem, was sie wollen, sagt Georg Flödl von Funk-Immobilien. „Teilweise betreffen die Suchanfragen nur noch bestimmte Straßenzüge.“ Die Menschen würden nicht nur in Wien wohnen, „sie wollen hier leben.“ So seien etwa Gegenden wie das Karmeliterviertel, der Augarten oder auch die Rüdigergasse gefragt. Die Hoffnung, dass dann gesamte Areale, die an „hippe“ Straßenzüge angrenzen, aufwerten, dürfe man aber nicht haben, sagt Wollein. Es sei denn, ein neuer Hotspot entstehe auch dort.

Auch in den Bundesländern stagnieren die Preise für Wohnungseigentum auf hohem Niveau, sagt Maklerin Patricia Reisinger. Vor allem das Angebot bei gebrauchten Eigentumswohnungen sei knapp, die Preise daher relativ hoch. „Es wird nur noch verkauft, wenn verkauft werden muss“, sagt Reisinger. Also etwa dann, wenn sich die Lebensumstände ändern. Daher kommen seltener neue Wohnungen auf den Markt.

In Salzburg gibt es ab 1800 Euro einen Quadratmeter Eigentum, bis zu 3500 Euro sind aber ebenso möglich. In Bregenz muss man mit Preisen zwischen 3000 und 3500 Euro rechnen. „Das Ost-West-Gefälle ist fast nicht mehr vorhanden“, sagt Reisinger. Für Eigentum im Erstbezug geht es bei 3000 Euro (Linz, Bregenz, Graz) los und endet bei 5500 Euro in Salzburg.

Doch wer schlägt da überhaupt noch zu? Das Spektrum an Käufern sei breit gefächert, erklärt Wollein. Es reiche vom Pensionisten, der in die Stadt zurück wolle, bis zum Studenten, der von seinen Eltern eine Wohnung bekomme.

Kleine Wohnungen gefragt

Wer sich vorerst keine Eigentumswohnung leisten kann oder kein passendes Objekt findet, überlegt immer öfter, vorübergehend auf eine Mietwohnung auszuweichen, sagt die Maklerin Elisabeth Rohr. Die Angebotsmieten in Wien liegen im Schnitt zwischen acht und zwölf Euro, im Erstbezug sind es zehn bis zwölf Euro. Dass Mieten nicht mehr ganz so billig ist, hängt auch mit dem weit besseren Angebot zusammen. Heute gebe es nur noch Kategorie-A-Wohnungen, sagt Rohr. „Man kann das nicht mit dem Angebot vor fünf oder zehn Jahren vergleichen.“

Vor allem bei kleineren Wohnungen (bis 700 Euro Miete) übersteigt die Nachfrage das Angebot. Anders bei Wohnungen ab 1500 Euro. Suchende werden anspruchsvoller und Vermieter müssten sich anstrengen, den Wünschen der Kunden gerecht zu werden. Im Markt zeichnet sich daher eine Preisbewegung nach unten ab.

In Wien werden 40 Prozent des gesamten Wohnungsbestands privat vermietet. Das entspreche knapp 280.000 Wohnungen. Von diesen sind derzeit rund 12.000 zur Neuvermietung ausgeschrieben. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wohnen

Toplagen: Wo Wien am teuersten ist

Der Kohlmarkt und die Tuchlauben sind die begehrtesten Lagen, seit Eröffnung des Goldenen Quartiers ist diese Mikrolage die teuerste des Landes.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.