Für die Wirtschaft würde keiner demonstrieren.
Ja, es macht keinen schlanken Fuß, wenn die Regierung einen Wissenschaftsminister einspart. Die Empörung ist berechtigt, und dass demonstriert wird, auch. Aber insgeheim beschleicht einen das Gefühl, dass nicht für die Wissenschaft, sondern vor allem gegen die Wirtschaft protestiert wird. Im TV-Interview meinte ein Student, dass die Wirtschaft „nicht so wichtig“ sei. Ja woher, glaubt er denn, kommen die Millionen für die Universitäten und die Forschung? Aus dem Chemielabor? Sie kommen von den Steuern, die Arbeitnehmern und Arbeitgebern von ihrem erwirtschafteten Einkommen abgeknöpft werden!
In diesem Land kann jeder anstandslos bekennen, dass er nicht rechnen könne, dass er sich für Wirtschaft nicht interessiere. Das macht ihn sympathisch. Wer sich hingegen zur Wirtschaft – Gott bewahre gar zur Marktwirtschaft bekennt –, gilt hingegen als, schlimmstenfalls neoliberaler, Störenfried.
Ja, es ist schlimm, wie in diesem Land mit der Wissenschaft umgegangen wird. Genauso erschreckend ist aber das zur Schau getragene Desinteresse an der Wirtschaft. Bleibt nur die Hoffnung, dass in der besinnlichen Zeit einige doch noch zur Besinnung kommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2013)