Südsudan: Rebellen auf dem Vormarsch

Südsudan
SüdsudanREUTERS
  • Drucken

Rebellen eroberten wichtige Teile des für die Ölindustrie wichtigen Bundeslandes Unity. Ausländische Organisationen bringen daher ihre Mitarbeiter in Sicherheit.

Mit einem schnellen Vormarsch der Rebellen geht der Konflikt im Südsudan in seine zweite Woche. Augenzeugen zufolge eroberten die Aufständischen wichtige Teile des für die Ölindustrie zentralen Bundeslandes Unity. Internationale Organisationen und Staaten wie die USA oder Großbritannien forcieren unterdessen ihre Bemühungen, Mitarbeiter und Landsleute in Sicherheit zu bringen.

Hintergrund der am vergangenen Wochenende ausgebrochenen Unruhen ist ein Machtkampf von Präsident Salva Kiir mit seinem im Juli entlassenen Stellvertreter Riek Machar. Im Südsudan leben mehrere verfeindete Volksgruppen. Kiir gehört den Dinka an, die die Regierungspartei und frühere Rebellentruppe SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) dominieren. Sein Rivale Machar ist ein Lou Nuer. Es wird befürchtet, dass sich die Kämpfe zu einem Bürgerkrieg ethnischer Gruppen ausweiten.

Bereitschaft zu Verhandlungen

Dem britischen Rundfunksender BBC sagte Machar, er führe die Rebellen an. Das Bundesland Unity sei vollständig unter seiner Kontrolle. Zugleich erklärte er demnach seine Bereitschaft zu Verhandlungen. Voraussetzung sei allerdings die Freilassung verhafteter Weggefährten. Kurz nach Beginn der blutigen Unruhen waren mehrere frühere Minister festgenommen worden. Wo sich Machar aufhält, ist unklar. Er wird aber im Südsudan vermutet. Ein Sprecher des ugandischen Außenministeriums kündigte an, Vermittler mehrerer ostafrikanischer Staaten würden in naher Zukunft mit Machar sprechen.

Unterdessen liefen die internationalen Rückholaktionen auf Hochtouren. Die Vereinten Nationen bringen alle nicht dringend benötigten Mitarbeiter ins benachbarte Uganda in Sicherheit. Der britische Außenminister William Hague rief seine Landsleute zum Verlassen des Landes auf. Die Regierung werde am Montag ein Flugzeug in die Hauptstadt Juba schicken, um alle Briten außer Landes zu bringen.

Exodus

Das US-Außenministerium teilte am Sonntagabend mit, man habe inzwischen etwa 380 US-Bürger und rund 300 Bürger anderer Länder aus ausgeflogen. Sie seien mit Charter- und Militärmaschinen nach Nairobi oder an andere sichere Orte gebracht worden. Kenia hat Truppen in die Region Jonglei entsandt, um 1600 Kenianer heim zu holen.

Auch zwei österreichische Staatsbürger verließen den Südsudan am Wochenende per Luftbrücke. Wie Außenamts-Sprecher Martin Weiss am Samstag bestätigte, wurde eine Frau mit einer britischen Militärmaschine nach Uganda gebracht, ein Mann mit einer Maschine der italienischen Luftwaffe nach Rom.

Jahrzehntelanger Bürgerkrieg

US-Präsident Barack Obama lässt sich nach Angaben des Weißen Hauses auch im Hawaii-Urlaub regelmäßig von seinen Sicherheitsberatern über die Lage im Südsudan informieren. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Brief an die führenden Politiker im Washingtoner Kongress kündigte an, er werde nötigenfalls weitere Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit von US-Bürgern und -Einrichtungen sowie deren Mitarbeitern in dem Land zu gewährleisten.

Der Südsudan war erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig geworden. Trotz reicher Ölvorkommen leben die meisten Menschen in extremer Armut. Mindestens 500 Menschen sollen in der vergangenen Woche ums Leben gekommen sein. Mehr als 40 000 Menschen suchen nach UN-Angaben inzwischen Zuflucht in Lagern der Vereinten Nationen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sprach von rund 65 000 Flüchtlingen und warnte vor einer humanitären Katastrophe.

(APA/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

South Sudan's President Salva Kiir wipes his face during a news conference in Juba
Außenpolitik

Südsudan verhängt Ausnahmezustand über zwei Bundesstaaten

Vor dem Beginn der Friedensgespräche haben die Rebellen die Stadt Bor erobert. Die Regierung bringt tausende Soldaten in Stellung.
Kommentare

Afrika fehlt es an Nelson Mandelas

Südsudan: Woran sollen sich Führer orientieren?
Gastkommentar

Stammeskrieg im Südsudan?

Das Wort „Stammeskrieg“ entspricht Stereotypen, nicht der komplexen Realität Afrikas.
Die Kämpfe im Südsudan gehen weiter.
Außenpolitik

Waffenstillstand im Südsudan: Verhandlungen starten

Präsident Kiir und Rebellenführer Machar treffen sich in Äthiopien zu Gesprächen. Nachbarländer berieten bereits über ihr Eingreifen.
Außenpolitik

Südsudan: Nachbarn drohen Krisenstaat

Ostafrikanische Präsidenten erhöhen den Druck auf Rebellenführer Riek Machar. Ein Ultimatum soll den jüngsten Staat der Welt vor dem Zerfall bewahren.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.