Südsudan: Machtkampf könnte zum Bürgerkrieg werden

Die Lage im Südsudan wird zunehmend bedrohlicher. Tausende Menschen suchen nach UN-Angaben inzwischen Zuflucht in Lagern der Vereinten Nationen.
Die Lage im Südsudan wird zunehmend bedrohlicher. Tausende Menschen suchen nach UN-Angaben inzwischen Zuflucht in Lagern der Vereinten Nationen.(c) imago/Xinhua
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Hunderte Ausländer wurden von ihren Nationen in Sicherheit gebracht. Der Präsident und sein Widersacher gehören unterschiedlichen ethnischen Gruppen an.

Angesichts der Kämpfe im Südsudan haben die USA Hunderte weitere Ausländer in Sicherheit gebracht. US-Hubschrauber flogen US-Staatsangehörige sowie Bürger anderer Länder aus der umkämpften Stadt Bor nach Kenia aus, so das US State Departement. Die südsudanesische Armee bereitet indessen eine Offensive gegen die Rebellen in Bor vor. Laut UN wurden mehrere hunderttausend Menschen bisher vertrieben.

Nachdem eine erste Evakuierungsaktion am Samstag nach dem Beschuss der Flugzeuge abgebrochen werden musste, sei der neuerliche Einsatz unmissverständlich als humanitäre Mission gekennzeichnet worden, sagte US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki. Insgesamt seien bisher 380 US-Bürger sowie 300 andere Ausländer mit neun Charter-und Militärmaschinen in Kenias Hauptstadt Nairobi gebracht worden. Alle noch im Südsudan verbliebenen US-Bürger sollten das Land unverzüglich verlassen.

Regierung will Offensive starten

Die Armee bereitete unterdessen eine Offensive gegen die Rebellen in Bor vor. Die Streitkräfte seien nach dem Evakuierungseinsatz der USA "nun bereit, nach Bor vorzurücken", sagte Präsident Salva Kiir am Montag im Parlament. Zuvor hatte bereits Armeesprecher Philip Aguer eine Offensive in Bor angekündigt. Die Hauptstadt des unruhigen Bundesstaates Jonglei war am Mittwoch von Kämpfern des früheren Vize-Präsidenten Riek Machar eingenommen worden. Außerdem kontrollieren die Rebellen die wichtige Öl-Stadt Bentiu im Norden des Landes.

US-Präsident Barack Obama kündigte an, "wenn nötig zusätzliche Maßnahmen zum Schutz amerikanischer Staatsbürger, Bediensteter oder Objekte" zu erlassen. Derzeit seien rund 90 US-Soldaten im Südsudan im Einsatz. Neben den Vereinigten Staaten haben auch Deutschland und Großbritannien Flugzeuge entsandt, um ihre Diplomaten und andere Staatsbürger in Sicherheit zu bringen. Uganda, Kenia und der Libanon ordneten ebenfalls an, dass ihre Landsleute ausgeflogen werden.

Auch die Vereinten Nationen gaben am Sonntag bekannt, dass verzichtbare Mitarbeiter aus Juba ausgeflogen würden. Die Beschäftigten würden nach Uganda versetzt, teilte die UN-Mission im Südsudan (UNMISS) mit. Wie viele Mitarbeiter von der Verlegung betroffen sind, war nicht bekannt. Fast 20.000 Menschen haben in Juba bei der UN-Mission Zuflucht gesucht. Diese kündigte an, die laut UN rund 6800 im Land stationierten Blauhelme (Stand November 2013) verstärkt an die Krisenherde Bor und Bentiu zu schicken, um Zivilisten zu schützen.

Machtkampf wird zu ethnischem Konflikt

In dem trotz reicher Ölvorkommen unterentwickelten Staat war vor einer Woche ein seit langem schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Machar eskaliert. Ihre politische Rivalität hat auch eine ethnische Dimension, da Kiir der Volksgruppe der Dinka angehört, während Machar der Volksgruppe der Nuer entstammt. Bei den seit mehr als einer Woche andauernden Kämpfen wurden Hunderte Menschen getötet, darunter zwei indische Blauhelme der UNMISS, als sie Zivilisten schützen wollten.

"Noch vor einer Woche wäre es schwer vorstellbar gewesen, dass sich die Lage derart entwickelt", sagte der stellvertretende UNMISS-Leiter Toby Lanzer nach einem Besuch in Bor. Zwischen den Fronten würden viele "Unschuldige zerrieben", binnen weniger Tage könne die Situation noch weiter eskalieren. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatten den beiden rivalisierenden Lagern am Sonntag die gezielte Misshandlung und Ermordung von Zivilisten vorgeworfen.

(APA/dpa/AFP)

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