2014 werden Handytarife teurer

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Telekom Austria, T-Mobile und Hutchison stoppen den Preisverfall. Die teuren Frequenzen, der Netzausbau und das Ende der Roamingtarife kosten Milliarden.

Wien. Alle Versuche waren vergebens. Der Verwaltungsgerichtshof hat die Mobilfunker Hutchison, „3“ und T-Mobile abblitzen lassen– und so mussten sie und Marktführer Telekom Austria (A1) zwei Mrd. Euro an den Bund überweisen. Um diese Rekordsumme haben die Netzbetreiber Ende Oktober die Funkfrequenzen ersteigert. Die Beschwerden bei den Höchstgerichten gegen die gesamte Auktion laufen noch – auf eines werden sich die von den niedrigsten Handytarifen Europas verwöhnten Österreicher aber einstellen müssen, ungeachtet wie die richterlichen Sprüche ausfallen: 2014 werden Telefonieren und Surfen mit dem Handy teurer.

Seit Jahren beknirscht sich die Telekomszene darüber, dass sie sich die deutlich über dem Schnitt liegende Handyabdeckung teuer erkauft hat. 13 Millionen SIM-Karten bedeuten zwar, dass hierzulande fast jeder zwei Handys besitzt. Die Kosten für Kommunikation sind laut Telekomregulator jedoch allein seit 2006 um 40 Prozent gesunken. Bisher hat der beinharte Wettbewerb trotz aller Beteuerungen einen Stopp des Preisverfalls verhindert. Jetzt scheint jedoch der Wendepunkt gekommen zu sein.

„Wendepunkt“ bei Preisgestaltung

Noch kommt das Wort „Preiserhöhung“ keinem der Firmenchefs offen über die Lippen. Aber T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth meinte bereits gleich nach der Auktion, dass dies ein „Wendepunkt“ in der Preisgestaltung sei. Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter sprach von einer „Riesenbelastung“. Und Jan Trionow („3“) meinte, dass die Aussage, dass der Konsument die Zeche zahle, richtig sei. Der scheidende Telekom-Regulator Georg Serentschy – er wird am 1.Februar von Johannes Gungl abgelöst – meint, dass die Tendenz bei den Preisen generell nach oben zeige.

Die Kosten für die Frequenzen bilden zwar den unmittelbaren Anstoß, sie sind aber nicht der einzige Grund für die Tarifanhebungen.
•Vor allem mit den zusätzlich ersteigerten Frequenzen im 800-Megahertz-Bereich soll die vierte Handygeneration LTE aufgebaut werden. LTE beschleunigt mobiles Internet deutlich. Für die Aufrüstung der Netze wird in der Branche rund eine Mrd. Euro veranschlagt.
•Berücksichtigt man Finanzierungskosten von rund vier Prozent auf 20 Jahre und die notwendigen Abschreibungen, dann ist man bei einer Belastung von insgesamt rund fünf Mrd. Euro für die Branche.

Legt man diese hochgerechneten fünf Mrd. Euro auf die Zahl von 13 Millionen SIM-Karten und auf eine Zeitspanne von 20Jahren um, dann macht das pro Monat und Kunde rund 1,50 Euro aus.

Die Mobilfunker führen aber noch weitere Belastungen ins Treffen: Auf Druck der EU fallen bis 2015 die Roaminggebühren bei Auslandsgesprächen und auch bei Datenübertragung (Internet) weg. Parallel dazu sinken auch die Zusammenschaltgebühren zwischen den Netzen.

Die Hoffnung, dass die Republik wie ursprünglich zugesagt die Hälfte oder zumindest einen Teil der Frequenzerlöse über eine Breitbandförderung an die Mobilfunker zurückgibt, dürfte sich indes angesichts der Löcher bei Hypo Alpe Adria oder ÖVAG zerschlagen. Ursprünglich hat das Infrastrukturministerium eine Breitbandförderung über eine Milliarde Euro angedacht, im Regierungsprogramm ist davon nichts zu lesen.

Es sei daher nur eine Frage der Zeit, bis die Preise anziehen, heißt es in der Telekombranche. Die beste Gelegenheit dürfte die Einführung von LTE sein. Bei der Telekom muss man schon zehn Euro auf den bestehenden Handytarif aufzahlen, will man in dem in allen Ballungszentren ausgerollten LTE-Netz surfen. Ein Trost: Im EU-Vergleich bleibt Österreich billig – zumindest, was das Handy betrifft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2013)

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