Dutzende Opfer des bewaffneten Konflikts im Südsudan sind nach UN-Angaben in mindestens drei Massengräbern verscharrt worden.
Die Folgen des Konflikts im Südsudan sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen noch schlimmer als bisher angenommen. Durch die Gewalt der vergangenen Tage seien in dem nordostafrikanischen Land schätzungsweise bereits 81.000 Menschen in die Flucht getrieben worden, teilte die UN-Organisation für Nothilfe (OCHA) am Dienstag mit. Allein in den UN-Flüchtlingslagern im Land suchten mittlerweile rund 45.000 Zivilisten Schutz. Die Zahl der bisherigen Todesopfer des Konflikts, die offiziell bei etwa 500 liegt, sei wahrscheinlich weitaus höher.
Dutzende Opfer sind nach UN-Angaben in Massengräbern verscharrt worden. "Wir haben ein Massengrab in Bentiu, im Bundesstaat Unity, entdeckt und es gibt Berichte über mindestens zwei weitere Massengräber in Juba", teilte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, am Dienstag in Genf mit. Nach Angaben von UN-Diplomaten sollen mindestens 75 Leichen gezählt worden sein.
Der Konflikt habe mittlerweile bereits die Hälfte der zehn südsudanesischen Bundesstaaten ergriffen. Zu den Flüchtlingen führte die Organisation aus, mindestens 20.000 Menschen seien in UN-Lagern in der Hauptstadt Juba untergekommen. Rund 17.000 Flüchtlinge leben demnach im UN-Lager in Bor, der Hauptstadt des instabilen Bundesstaates Jonglei, sowie rund 7000 in Bentiu im ölreichen Bundesstaat Unite. Beide Städte werden von Aufständischen kontrolliert.
Armee bereitet Offensive vor
Die südsudanesische Armee bereitet nach eigenen Angaben derzeit eine Offensive vor, um Bor zurückzuerobern. Die Lage in der Stadt ist daher besonders angespannt. Sie spitze sich durch den Mangel an Nahrungsmitteln und Unterkünften weiter zu, erklärte OCHA. Im noch jungen Staat Südsudan war vor einer Woche ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar eskaliert, die verfeindeten Volksgruppen angehören. Seitdem eroberten die Aufständischen mehrere Städte. Westliche Staaten wie Deutschland, Großbritannien und die USA ließen eigene Staatsangehörige aus dem Krisenland ausfliegen. Die Regierung in Washington warnte, das Land stehe am Rande eines Bürgerkriegs.
Angesichts der dramatischen Lage wurde für Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats angesetzt, um das Truppenkontingent der UN-Blauhelm-Mission im Südsudan um 5500 Soldaten aufzustocken. Zur UNMISS gehören bisher 7000 Blauhelm-Soldaten, 900 Polizisten sowie mehr als 2000 Zivilisten aus dem In- und Ausland.
Ashton fordert Waffenruhe
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat die Kämpfenden im Südsudan dazu aufgerufen, die Waffen niederzulegen. "Alle politischen Akteure sollten sofort einen politischen Dialog beginnen, um ihre Streitigkeiten beizulegen", sagte Ashton in einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung. "Gewalt wird zu nichts führen." Auch Rebellen und Inhaftierte sollten daran teilhaben.
Die EU sei bereit, solche Gespräche zu unterstützen. Ashton äußerte sich besorgt darüber, dass der Südsudan Gefahr laufe, die Bevölkerung und die gesamte Region in eine Katastrophe zu stürzen. "Eine solche Situation kann und muss vermieden werden."
(APA/AFP)