Russland: Weitere Anschläge vor Olympia befürchtet

Interior Ministry members stand guard near a train station where explosives were detonated inside the main entrance in Volgograd
Interior Ministry members stand guard near a train station where explosives were detonated inside the main entrance in Volgograd(c) REUTERS (STRINGER)
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In Sotschi dürfte es keine Anschläge geben, glaubt Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck. Die Stadt werde sei Wochen "hermetisch abgeriegelt".

Die Anschläge in Wolgograd dürften nicht die letzten vor den Olympischen Spielen sein, die im Februar im russischen Sotschi stattfinden werden. Das befürchtet der Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck. "Die islamistischen Terroristen haben in den vergangen Jahren relativ wenig Aufmerksamkeit erregt und nutzen jetzt natürlich die verstärkte Öffentlichkeit", sagte Mangott am Montag.

Zu verhindern seien erneute Anschläge nur sehr schwer, da die Terrorzellen dezentral operierten und oft nur aus einem Mann bestünden. Man könne auch nicht von einer Steuerung oder Koordinierung der islamistischen Widerstandskämpfer ausgehen. Doku Umarow, der sich selbst als Emir des Kaukasus bezeichnet, habe aber im Juli vorgegeben was zu tun sei, indem er in einem Video zu Anschlägen aufgerufen hatte, um die Olympischen Spiele zu verhindern.

Vor zwei Jahren hätte Umarow angesichts der Oppositionsproteste in Russland noch dazu aufgerufen nicht gegen Zivilisten vorzugehen, da sich die Russen gegen Putin erheben würden, so Mangott. Nachdem sich diese Oppositionsbewegung jedoch nicht durchsetzten konnte, dürfte es zu einer Strategieänderung der Islamisten gekommen sein.

"Sotschi ist hermetisch abgeriegelt"

Anschläge in Sotschi seien eher nicht wahrscheinlich, glaubt Mangott. "Sotschi ist seit vielen Wochen hermetisch abgeriegelt und mit bis zu 40.000 Mann des FSB (Inlandsgeheimdienst, Anm.) und anderer Einheiten gesichert", allerdings führe dies zu einer Ausdünnung des Sicherheitspersonals in anderen Teilen des Landes. Dies erkläre auch, warum gerade Wolgograd von den Islamisten als Terrorziel ausgesucht worden sei. Zudem sei Wolgograd - das frühere Stalingrad - ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für Linien aus dem Nordkaukasus und gelte als russische Heldenstadt, was sie als Ziel noch attraktiver mache, glaubt der Russland-Experte.

Russlands harter Kurs in der Krisenregion Nordkaukasus sei indes weitestgehend gescheitert. Zwar seien "nicht alle nicht-ethnischen Russen und Muslime im Nordkaukasus Islamisten", aber das harte und oft auch gesetzeswidrige Vorgehen der russischen Behörden in der Region, vor allem in Dagestan, sorge für regen Zustrom zu den Islamisten. "Für einen Terroristen, dessen man habhaft wird, kommen zwei neue nach", so Mangott. Zudem vermische sich islamistischer Widerstand oft mit organisierter Kriminalität und Söldner würden für die Islamisten, die vom Ausland unterstützt würden, kämpfen.

Dennoch müsse Russland an der Modernisierungsstrategie im Nordkaukasus festhalten, ist Mangott überzeugt. "Die Implementierung dieser Programme muss verbessert werden." Bisher seien Milliarden Rubel in die Region geflossen, vielfach sei das Geld aber aufgrund der vorherrschenden Korruption in den falschen Taschen gelandet.

(APA)

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